Und darüber, warum ich keine Pilze esse
Dürfen Veganer Pilze essen? Ein spannender Blick auf Ethik, Biologie und individuelle Entscheidungen
Pilze – faszinierende Lebewesen, die weder Pflanzen noch Tiere sind, sondern ihre eigene Welt im Reich der Fungi bilden. Doch die Frage, ob Veganer Pilze essen dürfen, eröffnet eine Diskussion, die Ethik, Wissenschaft und persönliche Überzeugungen miteinander verwebt.
Was sind Pilze eigentlich? Eine biologische Einordnung
Pilze gehören zu den Eukaryoten, wie Pflanzen und Tiere, und sind erstaunlich vielfältig: von einzelligen Hefen bis zu großartigen Fruchtkörpern wie dem Fliegenpilz. Biologisch betrachtet, unterscheiden sich Pilze von Pflanzen in folgenden Aspekten:
- Fortbewegung: Einige Pilze, wie Schleimpilze, sind zur Bewegung fähig – eine Eigenschaft, die Pflanzen nicht besitzen 1Stephenson, S. L., et al., 2022. Myxomycetes: Biology and Use. Springer..
- Chitin: Ihre Zellwände können Chitin enthalten, einen Stoff, der auch in den Exoskeletten von Insekten und auch in vielen anderen Tieren vorkommt, jedoch nicht in Pflanzen 2Bartnicki-Garcia, S., 1968. Cell Wall Chemistry, Morphogenesis, and Taxonomy of Fungi. Annual Review of Microbiology..
- Keine Photosynthese: Pilze sind Heterotrophen, sie beziehen ihre Nährstoffe aus organischem Material – ein entscheidender Unterschied zu Pflanzen.
Fühlen Pilze? Können sie kommunizieren?
Die Frage, ob Pilze fühlen können, ist komplex:
• Empfindungen: Pilze besitzen keine Nervensysteme und daher keine klassischen Empfindungen wie Schmerz. Festzustellen, dass wir nichts uns bekanntes finden wenn wir nicht einmal wissen, wonach wir suchen, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass nichts da ist.
• Kommunikation: Allerdings haben Studien gezeigt, dass Pilze mit ihrem Myzelnetzwerk über chemische Signale kommunizieren können, ähnlich einem neuronalen Netzwerk 3Sheldrake, M., 2020. Entangled Life: How Fungi Make Our Worlds, Change Our Minds, and Shape Our Futures. Random House.. Diese „Gespräche“ dienen dem Informationsaustausch über Ressourcen und Gefahren.
Ethik und der Gedanke des Veganismus
Die Definition von Veganismus nach der Vegan Society lautet:
„Veganismus ist eine Lebensweise, die darauf abzielt, so weit wie praktisch möglich, alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeit gegenüber Tieren für Nahrung, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden.“ 4The Vegan Society, 2024. Definition of Veganism. Verfügbar unter: https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism
Aber was bedeutet das für Pilze?
Pilze fallen nicht in die Kategorie der Tiere, daher sehen viele Veganer keinen Konflikt im Konsum von Pilzen. Es geht primär um die Vermeidung von Leid – und Pilze haben, so die Forschung, weder Bewusstsein noch Schmerzempfinden.
Was ist mit Hefe?
Hefe ist ein einzelliger Pilz, der oft in der veganen Ernährung verwendet wird. Doch Hefe polarisiert:
• Pro Hefe: Hefe wird als ethisch unproblematisch angesehen, da sie keine Leidensfähigkeit besitzt.
• Contra Hefe: Einige Veganer*innen meiden Hefe dennoch, aus Prinzip oder persönlichen Überzeugungen.
Die Grenze zwischen Leben und Essen und was hat das eigentlich mit Austern zu tun?
Die Diskussion um Pilze und Veganismus wirft auch die Frage auf: Wo ziehen wir die Grenze?
• Pflanzenkommunikation: Bäume kommunizieren über Wurzeln und chemische Signale. Bedeutet das, dass Pflanzen ähnlich wie Pilze eine ethische Diskussion verdienen?
• Evolutionäre Sicht: Austern und andere Tiere ohne zentrales Nervensystem zeigen, dass nicht alle Lebewesen Gefühle oder Schmerzen brauchen, um zu überleben. Austern haben es 250 Millionen Jahre ohne geschafft. Dennoch vermeiden Veganer*innen (wie ich) bewusst den Konsum von Tieren, unabhängig von deren Schmerzempfinden.
Ein persönlicher Standpunkt
Viele Veganer*innen essen Pilze – nicht weil sie Tiere ablehnen, sondern weil sie Leid vermeiden wollen. Doch es gibt auch jene, die Pilze meiden, sei es aus Überzeugung oder aus Abneigung. Letztlich ist es eine individuelle Entscheidung.
Ich für mich selbst habe aus ethischen Gründen entschieden, vegan zu leben und darüber hinaus, aus wenn du es so nennen möchtest „Respekt vor der Evolution“, die strenger gefasste ernährungsfokussierte Definition zu leben. In vielen Diskussionen wird Veganismus auf eine „pflanzliche Ernährung“ reduziert. Diese Definition betont den Verzicht auf tierische Produkte (Fleisch, Milch, Eier, Honig), ohne die moralischen und ethischen Implikationen explizit einzubeziehen. Mit meinem heutigen Wissen, mit all den schönen und schlimmen Dingen, die ich gesehen habe, ich bringe es nicht mehr übers Herz, in einen fremden Lebensraum einzudringen und Tiere wegzusnacken bloß weil ich es kann. Ich weiß nicht, was ich früher so geil daran fand.
Mit Pilzen ist das ähnlich. Mal wieder dazu gebracht darüber nachzudenken hat mich mein bester Freund aus Schulzeiten. Er stellte mir die Frage, ob ich Pilze esse. Wohlwissend, dass ich früher sehr gerne Pilze aß. Ich antwortete spontan, nein. Es war klar, dass prompt die nächste Frage lautete „Warum nicht?“. Ebenso klar war, dass ich nicht ganz so spontan nicht ganz so klar antwortete „Nun ja, Pilze sind halt Pilze, nich?“. Das klingt etwas esoterisch, aber da musst du jetzt durch. Ich glaube, wir wissen so einiges nicht über Pilze und die Pflanzenwelt. Schau dir mal Avatar auf LSD oder Ketamin an, dann verstehst du, was ich meine.
Zusammenfassung: Veganer und Austern – Veganer und Pilze – Ja oder Nein?
• Pilze sind keine Pflanzen, sondern gehören zu einer eigenen biologischen Domäne.
• Sie haben weder Bewusstsein noch Schmerzempfinden.
• Austern haben kein zentrales Nervensystem und fühlen deshalb keine Schmerzen in einer uns bekannten Form.
• Der Verzehr von Austern und Pilzen widerspricht nicht den Grundsätzen des Veganismus, aber individuelle Überzeugungen können abweichen.
Der Verzicht auf Pilze, wie in meinem Fall, zeigt die Tiefe persönlicher Auseinandersetzung mit Ernährung und Ethik. Vielleicht geht es nicht nur um wissenschaftliche Fakten, sondern um das Gefühl, dass jede Entscheidung einen Unterschied macht – für uns, die Umwelt und die Lebewesen, die sie teilen.