Frachtkosten treffen den IT-Handel

Dieser Artikel wurde erstmals veröffentlicht bei IT Business.


Letzte Aktualisierung vor 1 Jahr durch Patrick Ruppelt

Die Diskussion um Frachtkosten ist nicht neu. Interessanter Weise sondieren sich die Distris in zwei Lager. Ich möchte behaupten, dass es zwei grundverschiedene Fronten gibt, was gleichwohl meine Überzeugung der Spaltung in Punkto Professionalität stützt.

Nicht nur in der IT Branche, in allen Bereichen wirtschaftlichen Handelns existieren Distributionskanäle, die dauerhaft funktionieren da sie ökonomisch verlässlich, stabil und „reliable“ agieren und andere, die es behaupten aber nicht durchzusetzen vermögen.

Unlängst verkündete ein Distributor das zwingend notwendige Anheben der Versand- bzw. Frachtkosten. Da ich, u.a. zuständig für den Einkauf sowohl in meinem jetzigen Unternehmen als auch vormals in Franken tätig bei einem Einzelhändler mit genau diesem Distri schon vielfach die Diskussion hatte, dass zwei Geräte einer Bestellung nicht mit zweimal Fracht verschickt werden sollen, hat dies für uns die quasi-Beendigung der Zusammenarbeit bedeutet. Auf mehrfache explizite Anfrage ließ sich der Distributor nicht davon überzeugen, dass es andere Unternehmen gibt, die durchaus in der Lage sind, kompetent mit der Frage umzugehen.

Beispiel zwei, anderer Lieferant: Jede Sendung wird pauschal mit einmaligen Frachtkosten kalkuliert, die sogar günstiger liegen als jene aus Beispiel eins einzeln. Die Zusammenarbeit mit diesem Distri lässt keine Wünsche offen – alles funktioniert in bester Ordnung, und das seit Jahren. Interessanter Weise ist dies auch der einzige Distributor, bei dem rundherum keine Mängel bestehen. Denken Sie doch einmal an die RMA Bearbeitung – bei diesem Distri haben wir trotz >50% Einkaufsvolumen aktuell einen RMA Anteil von ca. 5% unserer Gesamt-RMA – interessantes Faktum am Rande.

Durch gekonnte Logistik- und Ablauforganisation ist es Distributoren also sehr wohl möglich, trotz immensem Preisdruck zu punkten und den Betrieb aufrecht zu erhalten und zu expandieren, ohne überzogene Frachtkosten anzusetzen.

Um die Frage nach der Problematik des „Umwäzens auf den Endkunden“ klar und deutlich zu beantworten kann ich nur mitteilen, dass sich bei von wenigen Distris gezeigter Professionalität diese Thematik gar nicht stellt.

Wie die Distris Ihre Verträge mit Zustelldiensten sinnvoll aushandeln, wie Distris Ihre Logistik funktional in den Griff bekommen, wie Distris Ihre Vertriebskanäle organisieren sollen – all das sind Fragen, die nicht der Händler und erst recht nicht der Endkunde zu bewältigen hat. In meiner vielleicht etwas überzogen provokanten Ansicht handelt jeder Distri, der anderer Ansicht ist, weder professionell noch wirtschaftlich korrekt und wird auf Dauer keinen Erfolg haben.

Wie so oft scheint mir die IT Branche auch in diesen Ansichten der globalen Wirtschaftspraxis hinterherzuhinken. Wirtschaftliches Grundverständnis ist hier offenbar – vielleicht sowohl auf Distri- als auch auf Händlerseite – ein Fremdwort.

Adressiert an alle Einkäufer sei folgender liberaler Hinweis gestattet: Statt sich Aufzuregen sind doch wir genau diejenigen, die das Zeichen an die Distribution setzen müssen. Handeln Sie, professionelle Alternativen gibt es genug. Wer jedoch als Händler täglich Portale wie Preissuchmaschine.de, guenstiger.de und Konsorten besucht um einzukaufen und pfennigfuchserisch die Tagespreise von 30 Lieferanten vergleicht handelt nicht besser als Distris, die in Frau Böckles Frage thematisiert werden. Wer als Händler so handelt, sollte lieber einer Einkaufsgemeinschaft betreten, das spart Zeit, Kosten und Nerven.