Ich wette damit hast du nicht gerechnet. Dabei habe ich doch kürzlich erklärt, dass weder Demenz noch geistige Verwirrtheit zu den Symptomen einer ALS zählen.
Reisen wir etwas in der Zeit zurück. Die Schläuche von PEG und Blasenkatheter haben wir auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin fixiert. Wieso? Weil kein Tag vergeht, an dem niemand versehentlich dran zieht. Heute erst wieder, ist keine Stunde her, wurde der Blasenkatheter so fest eingeklemmt, dass er beim Lagern einfach mal die Fixierung abgerissen und dann direkt am Schwanz gezogen hat. Jeder, der in solchen häufig vorkommenden Momenten behauptet, das hätte gar nicht dort gezogen, der möge sich einen Blasenkatheter legen und einmal sachte daran ziehen. Danach reden wir weiter.
Nun gibt es eine Reihe an Gründen, wieso man das nicht tut, das Fixieren. Habe ich mit meinem Pflegedienst lang und breit ausdiskutieren dürfen bis am Ende ich den Patienten-Joker gezogen habe. Nach dem Motto es ist mein Körper, ich will die Fixierung. Meine Krankenkasse, die ich bezahle, zahlt dein Gehalt. Abgesehen vom mehrere Tausend Euro Eigenanteil, den ich direkt zahle und die viele Tausende hohe Rechnung deiner Chefin, mit der ich euch sogar teilweise doppelt bezahlt habe.
Doch eines Montags (ich veröffentlicht meine Beiträge übrigens +/- 3 Monate, um Rückschlüsse darauf, wer da Dienst hatte, auszuschließen) hörte ich zum ersten Mal, dass die Fixierung den Schlauch der PEG angreift und zerstört. Was bei meiner schon sichtbar sei. Zwar sehe ich das nicht und es ist mir ein Rätsel, wieso der Klebstoff des Verbandes den Schlauch nur bei fliegender Verlegung angreifen sollte, … aber hey, bin ich der Fachmann? Okay mein bayerisches 1er-Abi mit Leistungskurs Chemie kann sich sehen lassen, aber Klebstoffe waren nicht mein Schwerpunkt. Ich hatte es damals schon eher mit Themen wie der ökologischen Müllverwertung. Ich müsste mal meine alten Unterlagen raussuchen, die ein oder andere Präsentation ist heute – 25 Jahre später – traurigerweise aktueller denn je.
Ich schweife mal wieder köstlich ab. Wie auch immer, ich habe mich zu einem weiteren Versuch breitschlagen lassen.
Hätte ich darauf gewettet, was passieren würde, ich hätte viel Kohle machen können. Natürlich haben durch die Bank alle, und ich meine wirklich alle, am Schlauch der PEG gezogen. Die meisten Male nicht schlimm, aber die Angst fährt bei mir immer mit bei solchen Dingen. Auch bei diesem Thema mache ich die Erfahrung, dass die, die am häufigsten über die eigenen Kollegen den Kopf schütteln, kein bisschen besser sind. Wobei mir nicht ganz klar ist, wie man es schafft, sogar während der Bolus-Gabe dauernd am Schlauch zu zu ziehen.
Und so hat es dann auch keine 48 Stunden gedauert, bis eine Pflegekraft am Schlauch der PEG hängen geblieben ist und wie üblich meinen schmerzerfüllten Gesichtsausdruck nicht hat damit in Zusammenhang bringen können. Bis ich geschafft hatte „PEG Schlauch“ zu tippen, standen schon die aberwitzigen Ideen im Raum, wo ich angeblich alles Schmerzen hätte. Und die Einstichstelle meiner PEG blutet. Na toll. Grad mal sechs Wochen haben wir endlich Ruhe von Schmerzen, Blutungen und eitrig-infektiösen Wunden an PEG.
Kommentar der Pflege – Zitat – „Hoppala! Hast du dir wieder die PEG gezogen?“
Noch Fragen, Kienzle?
Nach sechs Tagen ist die Wunde noch immer nicht verheilt. Trotz täglichen Verbandswechsels und Lavanid Anwendung kommt jeden Tag neues eitriges Exudat. Das lässt auf eine Infektion schließen. Falls es morgen nicht deutlich besser ist, muss ich wohl schon wieder meinen Arzt einbestellen. Langsam wirds scho recht peinlich…