Persönliches Budget? Her damit.

Ganz einfach, was soll schon passieren? Unzuverlässige Mitarbeiter? Schwierigkeiten, die Dienste zu decken? Stinkfaule Angestellte? Tägliche Frustration wegen teils – sorry, es ist so – teils inkompetenter, anmaßender, ignaranter Zeitgenossen um mich? Am nächsten Tag plötzlich wieder alles schöner, als man es sich wünschen kann. Einen Tag später folgt der freie Fall meiner Pflege und die einzige Erklärung, die du hast, ist… keine. Stattgegeben. Aber ich meine, was soll schon passieren, was ich nicht schon habe.

Es ist echt heftig. Liegt es an mir? Ich habe einen Verschleiß an Pfleger*innen, das ist nicht mehr feierlich. Wer mich kennt, weiß, wie ich meine persönlichen Ansprüche reduziert habe. Sauber, satt und schmerzfrei. Wenn ich das habe werde ich nicht meckern. Die vielen, die ich rausgeworfen habe – bei nicht nur beim jetzigen Pflegedienst übrigens – haben nicht einmal das geschafft. Mich und meine Ansprüche „überlebt“ haben nur vier Jungs und Mädels. Also eben die vier, die mein Team für bis zu 744 Monatsarbeitsstunden plus 8 Arbeitsstunden für hauswirtschaftliche Tätigkeiten darstellen. Das Putzen und Wäsche machen muss ich übrigens selber zahlen. Ich muss direkt mal nachfragen, für was das ist. Es werden ja nicht einmal die eigenen Flecken auf meinem KARE Tisch entfernt. Ach, was red ich. Es wurden ja seit Monaten keine medizinischen Geräte mehr geputzt. Ich kenne nur eine, die das tun würde, wenn sie dafür Zeit finden würde.

Bricht mir nicht das Genick, dass ich auch noch eine Haushaltshilfe für dieselben Tätigkeiten bezahle, die schon der Pflegedienst abrechnet. Paddy hats ja. Bei allem Verständnis, das macht halt alles keinen guten Eindruck. Es hat bis heute kein Teamgespräch gegebene, um die Themen alle zu besprechen. Mir kann keiner sagen, ich hätte es nicht auf allen Wegen versucht. Wer das nicht bemerkt hat, sollte vielleicht etwas aufmerksamer sein. Ich kann nicht reden, du schon.

Again, mea culpa. Alles belegbare Tatsachen, für die es zig Zeugen gibt. Jetzt muss was von euch kommen.

Schaffe dir einen Plan B, damit du ihn nicht brauchst. Ich habe keine Ahnung, wie das genau abläuft mit dem Antrag. Brauche ich auch nicht. Man muss nicht alles wissen. Man muss nur wissen, wen man fragen kann. Und so ist heute dieser nette kleine Brief zur Kasse raus. Okay, mit diesem Post bin ich relativ nah am Zahn der Zeit, ein paar Tage ist es trotzdem her. Wie immer, um keine Rückschlüsse auf irgend welche Beteiligten schließen zu können.

Hallo liebes AOK-Team,

wenn ich die Informationen auf der Webseite des Ministeriums für Arbeit und Soziales richtig interpretiere, kann ich ein persönliches Budget formlos bei meiner Krankenkasse oder meiner Pflegekasse beantragen. Es kämen wohl auch weitere Träger infrage. Da das Verfahren in meinem Fall aber ohnehin bei der AOK landen dürfte, stelle ich hiermit einen

                     Antrag auf mein persönliches Budget.

Grund meines Antrags ist meine Erkrankung an ALS im August 2017 (bzw. irgendwann davor). Wie Sie Ihren Unterlagen entnehmen können, habe ich seitdem drei verschiedene Intensivpflegedienste überlebt. Wortwörtlich. Alleine die Horrorgeschichten meines derzeitigen Pflegedienstes reichen für ein ganzes Leben. Wobei das nicht einmal der Grund für die häufigen Wechsel ist.

Der erste sagte immer wieder kurzfristig Dienste ab, weil ihm Personal fehlte. Der zweite kündigte mir gleich ganz mit einer Zweiwochenfrist, ohne jegliche Vorwarnung. Der dritte strauchelt seit Tag eins und kann die Dienste nur decken, indem die nur vier Mitarbeiter*innen meines Teams mehr als 200 Stunden monatlich arbeiten. Ein Pfleger scheidet zum Jahresende aus, Ersatz ist bislang nicht in Aussicht.

Lange Rede, kurzer Sinn, ich möchte nicht jammern sondern einen Plan B vorbereiten. Das persönliche Budget scheint mir die naheliegende Alternative.

Ich finde leider rein gar keine Informationen dazu, welche Unterlagen Sie von mir benötigen. Es heißt, dies würde einem individuell mitgeteilt. Sehen Sie es mir deshalb nach, dass ich hier zunächst einmal nur meinen letzten Arztbrief und die Erstdiagnose, sowie die Feststellung meiner Behinderung beifüge.

In freudiger Erwartung verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Patrick Ruppelt

Äh, ja, wie üblich der Disclaimer. Ich habe wirklich keinen Plan davon, wie so ein Antrag aussehen soll und mir ist das auch ungefähr so schnuppe wie dass irgendwo nebenan wohl ein neuer Bayern-Spieler aus England einzieht. Einige sind hier ganz aus dem Häuschen, wenn sie wieder einen Bayern-Spieler vor der Tür treffen. Einer wohnt wohl schräg gegenüber. Also, ja, hab ihn zu meinen Bürozeiten öfters gesehen. Hat mir nur kleiner gesagt, wer das ist. Meine Güte. Jetzt aber das, was zu sagen ist und damit ciao, bis morgen. Wie jeden Tag um zwei nach zwölf.