Regenwald in Kanada

Es ist etwas still um mich geworden die letzten Tage. Dafür wird es heute umso länger. Denn an dieser Sache bin ich literally seit Monaten dran. Herzensangelegenheit Nummer eins, wenn du so willst. Für mich wichtiger als ALS, wichtiger als meiner selbst. Weil es mir so wichtig ist bitte ich dich, dir diese Zeilen bewusst durchzulesen. Zehn Minuten werden dafür nicht reichen. Macht aber nichts. Du hast vier Wochen Zeit dafür. Aber dazu kommen wir noch.

Beim Lesen des Titels wirst du dir bestimmt gedacht haben, was erzählt der heute wieder für einen Stuss. Regenwald in Kanada? Gibt’s doch gar nicht.

Gibt’s ja wohl.

Die Westküste Kanadas hat tatsächlich einen wunderschönen Regenwald zu bieten. Eine einzigartige Tierwelt findet hier ihr zu Hause. Im Gegensatz zu dem, was wir hier in Deutschland haben, ist das echter Wald. Urwald, der tonnenweise CO2 in seiner Biomasse speichert. Da kommen unsere Wälder, die alle nur aufgeforstet sind, nicht gegen an. Baumpflanzprojekte in allen Ehren, aber bis diese signifikant klimapositiv wirken., vergehen Jahrzehnte, in denen wir ein Vielfaches davon längst wieder vernichtet haben. Mal ganz davon abgesehen, dass durch die Folgen menschengemachten Klimawandels die Wälder im gesamten Mittelmeerraum schon heute schneller abfackeln, als wir jemals in der Lage sein werden, so viel wieder aufzuforsten. Man redet es sich halt gerne schön. Lebt sich leichter mit Lügen als mit der Realität. Aber Urwal, der so viel für uns tun könnte, den haben wir schon lange nicht mehr.

In der Vergangenheit habe ich mich viel von perfiden Werbetexten blenden lassen. Bei der Buchung eines Lufthansa Fluges kann man für ein paar Euro Aufpreis seinen Flug kompensieren. Sagt die Lufthansa. Also, die Zahlen klaffen weit auseinander, je nachdem, wen man fragt. Aber jedes Mal, wenn mich meine Freundin aus der Hamburger Gegend besucht, dürfte das so eine halbe Tonne CO2 produzieren. Das ist scheiße. War irgendwie nicht so kompliziert als sie noch hier war. Aber bei rund 1.000 km von Tür zu Tür und selten mehr als einem Tag frei am Stück, Was soll ich machen? Ich kann hier nicht weg. F*ck ALS. Mit dem Auto Für sie nicht machbar. Und die Bahn in allen Ehren. Ein Jahr lang habe ich es versucht. Die Bahn funktioniert einfach nicht und ist keine Alternative. Full stop. .Die Deutsche Bahn erinnert mich allenfalls nostalgisch an British Leyland. Der englische Autobauer, bekannt dafür, mehr „on strike“ zu sein als am Fließband.

Bei meiner letzten Bahnfahrt von München zum Kunden in der Hamburger Innenstadt habe ich nicht nur meinen Geschäftstermin verpasst. Ich kam nicht mal am selben Tag an. Ach, was red ich da, ich kam ja nicht mal überhaupt an. Wir hatten so viel Verspätung, dass wir irgendwo in der Pampa rausgeschmissen wurden mit dem netten Hinweis, es sei zu spät, um noch weiter zu fahren. Morgen früh seien die Schalter wieder geöffnet. Dann würde man die Beschwerden aufnehmen. Schönen Dank auch, liebe DB. Ihr wäret die Lösung für unser ökologisches Personentransportdesaster. Aber ihr kriegts nicht auf die Kette.

Noch ein Beispiel. Die damals neue Strecke München Nürnberg zu meinen Eltern. Angeblich in etwas über einer Stunde am Zielbahnhof mit ICE und grünem Strom. Wie gesagt, über ein Jahr habe ich es probiert. Müsste sogar deutlich länger gewesen sein, ich hatte ewig kein Auto. Wie sich die ICE Fahrt anfühlt? Weiß ich nicht. Wir sind selten in unter zwei Stunden angekommen. Die versprochene Dauer haben wir nicht ein einziges Mal geschafft und Schuld sind immer die anderen. Ach ja, dann kommt noch der Anschlusszug nach Vach. Und von dort ließ ich mit mit dem PKW abholen. Denn meine Eltern wohnen in Herzogenaurach, der Weltstadt des Sports. adidas und PUMA wurden beide hier gegründet und haben ihre Firmenztrale bis heute dort. Die INA Schaeffler, deren Rad- und Kugellager sich in praktisch jedem sich bewegenden Stück Technik auf der ganzen Welt wiederfinden, beschäftigt am ortigen Stammsitz alleine schon 7.000 Mitarbeitende. Die Sueddeutsche verleiht Herzo den Titel „Weltstadt der Konzerne“1https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/herzogenaurach-die-neue-hauptstadt-der-konzerne-1.592977.

Kommen wir zum Punkt. Anbindung ans Schiennetz? Fehlanzeige. Vorhandene Gleise verrotteten schon vor sich hin, als ich noch dort gelebt habe. Ich dürfte einer der letzten Fahrgäste gewesen sein, der tatsächlich mal Herzogenaurach aus einem Zug „Ade!“ gewunken hat. Und heute? Keine Bahn, keine S-Bahn, keine U-Bahn und nicht mal eine Tram zum Verbinden der Mega-Outlets mit der vollkommen ausgestorbenen Altstadt. Zum Mäusemelken.

Also pusten wir munter weiter Unmengen an CO2 in die Luft. Und das gilt ja nicht nur für den Bereich der Fortbewegung. Ich gebe mir wirklich Mühe, mein Leben so umweltneutral zu gestalten, wie möglich. Ich lebe vegan, was als ALS Patient mit extremem Energiebarf echt eine harte Nummer ist. Erbsen, Hafer und Co. werden nämlich nicht subventioniert wie Kuhmilchpulver aus Massentierhaltung. Also besteht praktisch jede, und ich meine wirklich jede Sondenkost aus Muttermilch für Kälber. Ist billiger als Gemüse. Was nochmal eine ganz neue Dimension eröffnet. Da haben wir dann nicht nur Tonnen über Tonnen klimaschädlicher Gase produziert, bis der erste Becher Fresubin in meiner PEG landet, sondern auch so viel Tierleid, dass ich Gerade nicht darüber nachdenken möchte.

Ich erwarte nicht, dass plötzlich alle vegan werden. Das ist wie mit dem Rauchen. Natürlich wusste ich, dass es kein einziges Argument dafür gibt. Alles, was man sich einredet, ist Bullshit und entsteht nur aus Bequemlichkeit, Egoismus und Ignoranz. Und vor allem aus Unwissenheit, was wiederum eine Folge von Bequemlichkeit, Egoismus und Ignoranz ist. Habe ich deshalb mit dem Rauchen aufgehört? Nö. Hab ich nicht. Gesundheitliche Risiken außen vor. Ein einziger Zigarettenstummel enthält so viele Giftstoffe, dass er eine Tonne Grundwasser versuchen und Tiere vergiften. War mir nicht klar. Jedes Jahr landen der WHO zufolge so viele abgebrannte Zigaretten in der Natur, ich musste grad zweimal nachzählen, ob wirklich so viele Nullen sing. Ja, sind es.: 5.000.000.000.0002https://www.br.de/radio/bayern1/kippen-wegwerfen-umwelt-100.html. Unter dem Aspekt, ich hätte mich nie getraut, eine Kippe aus dem Fenster zu schnippen.

Wir haben so viele ökologische Vollkatastrophen am Laufen, wenn man wirklich etwas tun möchte, es ist schwer zu sagen, was das Richtige ist. Nen Baum zu pflanzen bringt da leider wenig. Nur meine Meinung.

Zum Veganer oder Nichtraucher werde ich dich sicher nicht machen. Das muss man mit sich selbst ausmachen. Dieser ganze „Militantveganismus“ ist in meinen Augen auch Schwachsinn. Es war nie die Idee des Veganismus, alles Tierische zu verteufeln. Es geht darum, Tierleid zu vermeiden. Ich würde so weit gehen zu behaupten, unnötiges Tierleid zu vermeiden. Ohne Scherz jetzt, mir wird heute noch richtig übel, wenn ich daran denke, dass ich früher wahnsinnig gerne Octopus gegessen habe. Wie ich heute weiß, eines der intelligentesten Lebewesens dieses Planeten. Uns eingeschlossen. Zu krank einfach nur.

Es gibt viele Dinge, die man in Angriff nehmen kann. Wenn man sich überwindet und die Energie aufbringt.

Oder man kann spenden. Eine einfache Form, um sein Gewissen zu beruhigen. Nur auch das ist gar nicht so einfach. Möchte man nur ein kleines bisschen mehr als nur das eigene Gewissen beruhigen, ein Quäntchen mehr als pure egoistische Selbstbefriedung, stözt man schnell auf eine Frage. Wem kann ich trauen? Nicht falsch verstehen, ich verbreite keine Verschwörungstheorien. Wie ich anfangs sagte, ich habe mich blenden lassen.

Bei einem Geothermiekraftwerk glaube ich kam mein Geld an und hat vielleicht sogar ein wenig in Sachen Nachhaltigkeit gebracht. Bei den Solarkochern für Afrika habe ich da so meine Zweifel. Schlussendlich muss jede gemeinnützige Organisation finanziert werden., Die Großen haben obendrein immense Kosten für Marketing und Selbstverwaltung, die irgendwie finanziert werden müssen. Ich nenne keine Namen, denn es ist gut, dass es sie gibt. Aber ist dir mal aufgefallen, auf wie vielen garantiert nicht umweltfreundlichen Kunststoffverpackungen das Logo einer Umweltschutz NGO thront? Das ist ungefähr genauso lächerlich wie ein MSC Siegel oder jedes beliebige andere auf deiner Büchse Thunfisch. Es gibt keine tierfreundlichen Fangmethoden. Das Siegel gibt ja selbst bekannt, dass es sich um eine reine Selbstverpflichtung der Fischereibetriebe handelt. Geprüft werde das nicht. Das sei für die geringen Centbeträge, die man pro gedrucktem MSC Siegel einnehme, gar nicht möglich. Wenn wir ehrlich sind wissen wir das. Und doch achten wir beim Kauf auf das Emblem mit den glücklichen Delfinen. Also, ich schon. Damals.

Die Krönung der Verblendung, der ich zum Opfer gefallen bin, kam aber direkt von einem Ölriesen. Ich hielt es für eine gute Idee, dass meine Firma mit dem ARAL Fleet Management Rahmenvertrag auch gleich Mitglied im „BL Target Zero“ Programm wird. Hört sich doch klasse an. Obwohl Englisch meine Muttersprache ist, fiel mir nicht auf, was target neutral eigentlich auf deutsch übersetzt bedeutet. „Ziel neutral“, nämlich. Keiner hat gesagt, dass mit der extra Kohle für jeden getankten Kraftstoffs irgendwas kompensiert werde. Während ich mich in Sicherheit wiege, dass wir CO2 kompsieren – und nicht einmal das tun – kämpft der Mutterkonzern BP gegen Sea Shepherd. Weil die die einzigen sind, die sich BP in den Weg stellen, koste es, was es wolle. Sea Shepherd hat denn beispielsweise auch BP davon abgehalten, mit dem Great Australian Bight eines unserer wichtigsten Ökosysteme unseres Planeten für immer zu ruinieren. Also ja, Sea Shepherd hätte unsere Unterstützung verdient. Aber für das, was mir heute vorschwebt, irgendwie nicht das Passende. Ich habe etwas anderes vor. Ich plane ein Experiment. Etwas Großes.

Ich habe mir in den vergangenen Wochen viel Zeit für die Recherche genommen. Neben Sea Shepherd und der Captain Paul Watson Foundation bin ich bei zwei Projekten immer wieder hängen geblieben. Für meinen Geburtstag in vier Wochen will ich etwas, das nachweislich klimaverbessernd ist. Und zwar heute. Nicht vielleicht dann in 30 Jahren und auch nicht morgen. Sondern heute, morgen und für immer. Etwas, das nicht verpufft und etwas, das ich selbst kontrollieren kann. Das scheint ein ziemlich harter Brocken zu sein für alle. Auch hier wieder ohne Namen zu,nennen, mein einstiger Favorit hat sich selbst aus dem Spiel gekickt, ,nachdem ich seit Monaten nicht mal eine Antwort auf meine drei Anfragen erhalten habe. Das ist halt echt traurig. Es wird einem wahrlich nicht leicht gemacht, unserer Erde Gutes zu tun.

Noch ein Grund mehr, dir zu meinem Geburtstag die Gelegenheit zu geben, ohne eine einzige Minute Recherchearbeit etwas richtig Gutes zu tun, von dem ich überzeugt bin. Und ich beschäftige mich wirklich außerordentlich intensiv mit dem Thema.

Exakt. Wir kaufen Regenwald. Und zwar richtig alten. Die Bäume sind an die tausend Jahre alt und können locker nochmal so lange leben, wenn wir sie nicht zerstören. Das ist aber nicht alles. Ich habe einen Plan. Wer mich kennt weiß, ich mache keine halben Sachen.

Es gibt eine NGO namens Wilderness International, die haben ein ziemlich durchdachtes Konzept, wie ich finde. Wieso du noch nie davon gehört hast? Das ist genau der springende Punkt. Weil es kein Budget für Werbung gibt. Nur 5 % der Spendengelder fließen in die Verwaltung und 38 % wird für den eigentlichen Landkauf, Beurkundung, Grundbucheintrag und behördlichen Kram aufgewendet. Die überwiegende Mehrheit aber dient der echten Nachhaltigkeitsarbeit, der Zusammenarbeit mit den „locals“, die für den langfristigen Schutz der dortigen Natur sorgen. Es wird in Forschung und in Bildung investiert, was ich persönlich für den Schlüssel zum Erfolg ausmacht. Es bringt doch nachhaltig nichts, irgendwo Regenwald zu kaufen, wenn der dann Palmölplantagen für unser KitKat (von Nestlé übrigens) zum Opfer wird. Der Mensch muss verstehen, wieso gerade diese Wälder so wichtig für uns sind. Ich bin nicht ganz sicher, wie man das berechnen würde, vermutlich eher ein educated guess. Ich halte genau diese Wälder Neben den Ozeanen für das wichtigste Ökosystem unserer Erde. Während es auf dem Meer nicht so eben auf den Punkt gebracht werden kann, ist das beim Regenwald easy. Den sehe ich ja sogar auf Google Maps.

Die Vorkasse-Grundstückskäufe refinanziert Wilderness International durch Spenden. Und hier kommt der coole Teil. Zu jeder Beteiligung gibt’s geokoordinatenreferenzierte Luftbilder und eine Urkunde, die ebenfalls mit exakten Koordinaten verbrieft wird. Ich kann also wirklich hergehen und meinem Patenkind zeigen, wo es in zwanzig Jahren auf Google Maps nachschauen kann, welchen Regenwald Onkel Paddy mit seinen Freunden für immer geschützt hat. Und das finde ich ziemlich abgefahren.

Der Plan ist folgender. Wir machen ein kleines Spielchen. Ich gebe dir einen Monat Zeit, zu spenden, es deinen Freunden und Familie zu erzählen. Mal sehen, was dabei zusammen kommt. Mein Konto ist endlich, aber mit allem, was am 15.10. drauf ist, verdopple ich an meinem Geburtstag.

Verrückt? Ein bisschen. Möglicherweise. Aber ich will einmal im Leben was richtig Nachhaltiges im großen Stil machen.