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No hay remedio, tengo que hacer otro. Comentario zur 125 Milliarden US-Dollar schweren Tropical Forest Forever Facility (TFFF), die Brasiliens Präsident Lula initiiert hat, loswerden. Es geht um folgende Intention, die ich im Artikel „Die Profis haben das Wort“ zur Sendung ARD-Deutschlandtrend – „Wie wichtig ist den Menschen in Deutschland das Klima?“ so beschrieben habe:

"Präsident Lula verkündet einen 125 Mrd. schweren Waldschutz-Fond, aus dessen Erträgen die Nationen ‚entschädigt‘ werden, die Primärwälder (Regenwälder, Urwälder) no Deforestación. Los bosques deben considerarse un factor económico e incluirse en el PIB. Es una idea bonita, pero lamentablemente solo se han recaudado 5000 millones, lo que me parece significativo para los esfuerzos internacionales en materia de protección del clima.1 Die Profis haben das Wort 🌐 https://paddys.de/die-profis-haben-das-wort/

Foto: Regenwald in Costa Rica, Mittelamerika (Region auf der schmalen Landbrücke, die Nord- und Südamerika verbindet, und umfasst die sieben Länder Belize, Guatemala, Honduras, El Salvador, Nicaragua, Costa Rica und Panama ) – quickshooting / iStock de GettyImages

Wenn ich so etwas höre, rattern die Zahlen im Kopf. Die Idee ist doch: Je mehr Primär‑ und Naturwald wir vernichten, desto wahrscheinlicher werden Extremwetter‑Schäden – auch und ganz konkret bei dir vor der Haustür.2 IPCC AR6: Climate Change 2021 – The Physical Science Basis 🌐https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/ Am Ende des Tages geht es immer ums Geld.

Foto: Warnschild  Hochwasser in überschwemmter Anwohnerstraße in Südeutschland, im Hintergrund ein LKW der Stadtwerke. – Animaflora / iStock de GettyImages

Nehmen wir nur mal die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021: Für mich sind die wahren Kosten zuerst 136 Menschenleben allein im Ahrtal, insgesamt rund 190 Todesopfer durch die Flut – die tödlichste Hochwasserkatastrophe in Deutschland seit Jahrzehnten.3 NHESS (2025): Causes of the exceptionally high number of fatalities in the Ahr valley flood of 2021 🌐https://nhess.copernicus.org/articles/25/581/2025/ Für die Versicherungswirtschaft sieht die Bilanz anders aus: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft beziffert die versicherten Schäden auf etwa 8,5 Milliarden Euro, Fachstellen gehen von über 30 Milliarden Euro an gesamtwirtschaftlichen Schäden und öffentlichen Wiederaufbaugeldern aus.4 GDV (2022): 2022 natural hazards balance – The devastating floods in July 2021 alone caused damage of EUR 8.5 billion 🌐https://www.gdv.de/gdv-en/media/2022-natural-hazards-balance-at-eur-4-3-billion-an-average-claims-year-for-insurers-123850 5 Infras (2025): Extreme Weather in Germany – Understanding the Costs (Ahr Valley: ~8.5 Mrd. € versichert, ~30 Mrd. € Wiederaufbauprogramme) 🌐 https://www.infras.ch/en/projects/extrem-weather-costs-climate-damage-register/

Rückversicherer und Aufsichtsbehörden warnen inzwischen sehr klar, dass Extremwetter‑Risiken mit der Erderhitzung zunehmen – und sich bestimmte Regionen und Risiken irgendwann schlicht nicht mehr zu vernünftigen Bedingungen versichern lassen.6 BaFin (2024): Natural catastrophes – The risks are on the rise 🌐 https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/EN/Fachartikel/2024/fa_bj_2405_Naturkatastrophen_Das_Risiko_steigt_en.html 7 Swiss Re / BIS (2023): Mind the climate-related protection gap – reinsurance pricing and underwriting considerations 🌐https://www.bis.org/fsi/publ/insights65.pdf Übersetzt heißt das: Die Rechnung für jeden abgeholzten Hektar Wald, für jedes zusätzliche Zehntel Grad Erwärmung zahlen am Ende nicht „die anderen“, sondern du – als Steuerzahler*in, als Versicherungsnehmer*in und als Mensch, der im falschen Tal wohnt, wenn das nächste Starkregen‑System hängen bleibt.8 Munich Re (2025): Economic impact of weather disasters 🌐https://www.munichre.com/en/insights/natural-disaster-and-climate-change/weather-disasters-in-industrialized-countries.html


Verteilung der „Waldschutz-Rendite“
Sehen wir uns zuerst an, wie die wenigen verbliebenen Primärwälder auf dem Planeten verteilt sind. Laut FAO gibt es weltweit rund 1,11 Milliarden Hektar Primärwald, und drei Länder – Brasilien, Kanada und Russland – beherbergen zusammen über 60 Prozent davon.9 FAO: Global Forest Resources Assessment 2020 – Key Findings 🌐 https://www.fao.org/forest-resources-assessment/2020/en/ Der Rest verteilt sich auf eine Handvoll weiterer großer Waldländer wie die Demokratische Republik Kongo, Indonesien und Peru.10 Statista: Distribution of forest area worldwide in 2021, by country 🌐 https://www.statista.com/statistics/238916/primary-forest-distribution-worldwide/

Statistic: Distribution of forest area worldwide in 2021, by country | Statista
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Ilustración: Statista: Distribution of forest area worldwide in 2021, by country. Redaktionelle Nutzung. Mit freundlicher Erlaubnis von Statista 15.12.202511 Statista: Distribution of forest area worldwide in 2021, by country 🌐 https://www.statista.com/statistics/238916/primary-forest-distribution-worldwide/


Die Idee für unseren Waldschutz-Fonds ist bewusst einfach: Länder bekommen einen Anteil an der jährlichen Fondsrendite proportional zu ihrem Anteil am weltweiten Primärwaldbestand – aber nur, wenn sie diesen Wald tatsächlich schützen. Hält ein Land mit 2 Prozent des globalen Primärwaldes seine Entwaldung konsequent bei null, bekommt es 2 Prozent vom „Rendite-Topf“. Fängt es an zu roden, ziehen wir einen Malus ab.


Peru als konkretes Beispiel
Peru gehört zu den größten Waldländern der Erde: Die aktuelle Schätzung für den Amazonas-Primärwald des Landes liegt bei rund 67 Millionen Hektar, historisch waren es etwa 73 Millionen Hektar.12 MAAP #93: Shrinking Primary Forests of the Peruvian Amazon 🌐 https://www.maapprogram.org/shrinking_primary/ Das heißt: Peru hat bisher rund 6,1 Millionen Hektar ursprünglichen Amazonas-Urwald verloren – etwa 8 Prozent seiner ursprünglichen Primärwaldfläche, und ein gutes Drittel davon ist seit 2001 verschwunden.13 MAAP #93: Shrinking Primary Forests of the Peruvian Amazon 🌐 https://www.maapprogram.org/shrinking_primary/ 14 OECD (2025): Deforestation in Peru – Key facts and main drivers 🌐 https://www.oecd.org/content/dam/oecd/en/publications/reports/2025/10/deforestation-in-peru_cd7c064a/e7786877-en.pdf In Prozent klingt das überschaubar, in der Realität sind das 6,1 Milliarden Quadratmeter Regenwald – für immer weg.
Nimmt man als groben Referenzrahmen die globalen Primärwaldflächen aus FAO und MAAP, kommt Peru auf eine Größenordnung von maximal rund 5 Prozent der tropischen Primärwälder weltweit und etwa 10 Prozent des gesamten Amazonas-Regenwaldes.15 MAAP #93: Shrinking Primary Forests of the Peruvian Amazon 🌐 https://www.maapprogram.org/shrinking_primary/ 16 WWF: The Amazon Rainforest – share by country 🌐 https://www.wwf.org.uk/where-we-work/amazon Genau deshalb ist Peru für jede ernsthafte Waldschutzstrategie zentral – nicht die letzte grüne Restfläche, sondern ein globales Schwergewicht.


Wilderness International und „echter“ Schutz
Genau hier setzt Wilderness International an: Die Organisation kauft konkret abgegrenzte Regenwaldflächen in Peru, sichert sie rechtlich ab und schützt sie zusammen mit lokalen Partner*innen dauerhaft vor Rodung und Ausbeutung.17 Wilderness International: Schutzprojekte im peruanischen Amazonasregenwald 🌐 https://www.wilderness-international.org/projekte/peru/ Im Unterschied zu vielen abstrakten „Kompensationsprojekten“ geht es hier nicht um irgendwelche hypothetischen CO₂-Zertifikate, sondern um ganz konkrete Waldparzellen, die du auf einer Karte anschauen kannst – und die dann eben nicht abgeholzt werden.

Kleiner redaktioneller Hinweis an der Stelle: Zum Thema zweifelhafter CO₂-Zertifikate habe ich zum Beispiel im Artikel África: safaris y buenos negocios geschrieben. Definitiv eine persönliche Empfehlung.

Abbildung: Banner Lesetipp „África: safaris y buenos negocios“

Wenn wir unsere Fonds-Idee darauf anwenden, könnten Länder wie Peru für jeden zuverlässig geschützten Hektar Urwald einen proportionalen Anteil der jährlichen Fondsrendite erhalten. Wegen der historischen Entwaldung ziehen wir, sagen wir, konservativ 10 Prozent als Malus ab – Peru bekäme dann nicht fünf, sondern 4,5 Prozent des Rendite-Topfs. Fairerweise muss man sagen: Selbst das ändert am Grundproblem wenig, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt.


Beispielrechnung: Peru vs. Ahrtal
Nehmen wir Lulas „Waldschutz-Fonds“ mit einem Volumen von 125 Milliarden US-Dollar, angelegt wie ein globaler nachhaltiger Aktienfonds. Studien zu tausenden Fonds und der MSCI-World-SRI-Index legen langfristig eine Rendite von grob 6 bis 10 Prozent p.a. nahe; für die Rechnung nehmen wir optimistisch 9 Prozent.18 Performance nachhaltiger Fonds – Auswertung von 11.000 Fonds und MSCI World SRI 🌐 https://greenfinanceguru.com/blog/2024/05/07/performance-of-sustainable-investments/ 19 MSCI World SRI Index – Langfristige Renditeentwicklung 🌐 https://www.msci.com/documents/10199/486d87c0-6979-42c3-9d75-53fb018b7fe7
Wenn der Fonds 9 Prozent Rendite erwirtschaftet, sind das 11,25 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Angenommen, die Hälfte dieser Rendite (50 Prozent) wird als „Waldschutz-Prämie“ ausgeschüttet, bleiben 5,625 Milliarden US-Dollar im Topf. Peru bekäme – stark vereinfacht – etwa 5 Prozent für seinen Anteil an den tropischen Primärwäldern, abzüglich 10 Prozent Malus = 4,5 Prozent der Ausschüttung.

Bei einem Wechselkurs von etwa 0,85 Euro pro Dollar liefe das auf grob:
• 5,625 Mrd. USD × 0,045 ≈ 0,253 Mrd. USD
• 0,253 Mrd. USD × 0,85 ≈ 0,21 Milliarden Euro für Peru pro Jahr.


Selbst wenn wir in deiner ursprünglichen Denke deutlich optimistischer rechnen (100 Prozent Ausschüttung ohne Bildung von Rücklagen, höherer Peru-Anteil, anderer Malus, leicht andere Parameter) und bei rund 0,4 Milliarden Euro landen, bleibt der Größenordnungs-Schock derselbe: Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat allein in Deutschland über 30 Milliarden Euro an öffentlichen Wiederaufbauhilfen und wirtschaftlichen Schäden verursacht.20 Infras (2025): Extreme Weather in Germany – Understanding the Costs (Ahr Valley: ~8,5 Mrd. € versichert, >30 Mrd. € gesamt) 🌐 https://www.infras.ch/en/projects/extrem-weather-costs-climate-damage-register/ Peru würde im gleichen globalen System im besten Fall ein paar hundert Millionen Euro pro Jahr sehen – für das Bewahren eines Ökosystems, ohne das die Klimakrise für alle dramatisch eskaliert.


Und Tuvalu?
Was soll da erst ein Staat wie Tuvalu sagen – ein Land, das am wenigsten zum Klimawandel beigetragen hat und ihn am härtesten zu spüren bekommt? Tuvalu bringt es auf etwa 1.000 Hektar Wald, das sind 0,000025 Prozent der weltweiten Waldfläche.21 Worldometer: Tuvalu Share of World Forests 🌐 https://www.worldometers.info/food-agriculture/tuvalu-food-agriculture/ 22 FAO: Global Forest Resources Assessment – Forests cover just over 4 billion ha worldwide 🌐 https://www.fao.org/forest-resources-assessment/2020/en/ In unserem Modell wäre das ein Anteil am Rendite-Topf, der sich buchstäblich im Bereich von Euro-Cent pro Kopf bewegt – während gleichzeitig ganze Inseln unter dem Meeresspiegel verschwinden, Sturmfluten Dörfer wegspülen und Trinkwasserbrunnen versalzen.23 Tuvalu Forest Information – FAO Daten zu Waldfläche und Verwundbarkeit 🌐 https://tuvalu-data.sprep.org/resource/tuvalu-forest-information-and-data

Du siehst, worauf das hinausläuft: Selbst ein ambitionierter Waldschutz-Fonds mit zweistelliger Milliardenhöhe und optimistischen Renditeannahmen wirkt angesichts der realen Klimaschäden eher wie ein Trostpflaster. Noch absurder wird es, wenn man bedenkt, dass der tatsächlich zugesagte globale Regenwald-Fonds nach der COP nur bei gut 5–7 Milliarden US-Dollar an Einzahlungen liegt – also einem Bruchteil dessen, was der mit 125 Milliarden US-Dollar befüllte Beispiel-Fonds bewegen würde.24 Berichte zu neuen Zusagen für den Amazon Fund, inkl. Zusagen in Milliardenhöhe und globalen Waldschutz-Finanzlücken 🌐 https://www.reuters.com/sustainability/climate-energy/amazon-fund-rainforest-received-640-mln-new-pledges-2023-2024-02-01/ 25 Analyse zu Lulas globalem Regenwaldfonds (Tropical Forest Forever Fund) und den bisher nur rund 6,7 Mrd. US-Dollar an Zusagen 🌐 https://earth.org/will-a-new-fund-fill-the-gap-left-by-cop30s-failure-on-tropical-forest-protection/


Der Punkt bleibt: Der globale Norden investiert bereitwillig in „nachhaltige“ Fonds mit erwarteten 6–10 Prozent Rendite, aber wenn es darum geht, diejenigen zu entschädigen, die den realen Klimaschaden tragen und buchstäblich unseren letzten Urwald retten, dann reden wir über Promillebeträge des weltweiten Finanzvermögens. Genau deswegen braucht es Organisationen wie Wilderness International – und Menschen, die sich nicht damit zufriedengeben, dass ein paar Milliardchen als Feigenblatt für eine eskalierende Klimakrise herhalten sollen.26 Wilderness International: Schutz von Primärwäldern in Peru und anderen Regionen 🌐 https://www.wilderness-international.org/

Lista de fuentes