Also ganz kurz zusammengefasst: Man kann es schon machen, aber muss ein paar Dinge wissen.
Und wieder erreichte mich aus dem Freundeskreis die Frage, was ich von der einen oder anderen Altersvorsorge halte. Dass ich zwar so überhaupt nicht aus der Finanzwelt komme, aber einiges mit ihr zu tun habe, das wird meinen Besucherinnen und Besuchern spätestens klar, wenn zu Börsenzeiten Charts meiner größten Aktien Positionen an die Decke meines Wohnzimmers geworfen werden. Die bittere Lehre aus meinen Verlusten damals mit Wirecard. Ja, das war eine ziemliche Scheiße damals. Aber man lernt aus seinen Fehlern und so kommt es, dass ich heute meine Steuer Daten offenlege und anprangere, dass so gut verdienende wie ich so wenig Steuern zahlen…
So. Und an der Stelle möchte ich dir helfen, dich im Versicherungsdschungel zurecht zu finden. Wenn da nicht diese rein rechtliche Zwickmühle wäre:
Ich gebe keine Anlageberatung, kann ich nicht, will ich nicht und darf ich nicht. Da gibt es eine ganze Reihe rechtlicher Voraussetzungen, die ich alle nicht erfülle, weil ich gar keine entsprechende Ausbildung habe. Ich möchte nur versuchen zu erklären, was das alles bedeutet, was so auf einem typischen Angebot über eine Rentenversicherung steht, damit du selbst bewerten kannst, ob das Angebot „das Richtige“ für dich ist.
Wenn ich keine Anlageberatung gebe, wozu dann der ganze Aufwand?
Einfache Antwort: Weil mich (wieder) ein Freund nach meiner privaten Meinung gefragt hat. Und wenn mich ein Freund um Rat fragt und ich ihm helfen kann, dann helfe ich. Auch wenn der Gesetzgeber sagt, dass ich das eigentlich nicht darf. Und weil ich mehrere Stunden an so einem Text sitze – falls du mich nicht kennst: ALS Patient, bis auf die Augen gelähmt, ich schreibe das hier per Augensteuerung – möchte ich ihn nicht in die Tonne werfen nachdem ich ihn genau einem Freund geschickt habe.
Deshalb eine eindringliche Bitte:
Sieh dies quasi als einen Mitschnitt aus einer privaten Unterhaltung, in der ich Freund*innen erkläre, wie sie das Angebot ihrer Versicherung zu verstehen haben. Nicht mehr und nicht weniger; und keinesfalls eine Anlageberatung.
Es geht hier um eine klassische Kapitalmarktanlage. Das Geld, das du einzahlst, wird von der Versicherung in verschiedene Aktien und Fonds investiert. Je nachdem, wie gut die laufen, hast du eine höhere oder eine niedrigere Rendite. In allen Beispielen rechnen sie mit plus 6% und schreiben aber immer dazu, dass es auch weniger sein kann, falls es schlecht läuft am Aktienmarkt.
Und das ist das große Rätselraten. Man weiß nicht, ob die 6% erreicht werden oder nicht.
Das einzige, was sicher ist, ist, dass der Versicherungs-Mitarbeiter seine Provision bekommt. Die ersten Monate zahlst du nur seine Provision ab. Und du zahlst die Verwaltungsgebühr der Versicherung jedes Jahr. Und wenn es dann irgendwann Gewinn abwirft, dann wird der auch noch versteuert. Das darf man auch nicht vergessen.
Diese ganzen Sachen hast du aber halt immer – egal, was für eine Wertanlage du hast. Niemand gibt etwas umsonst, und in der Finanzwelt arbeiten eh nur Abzocker.
lol
Was möglicherweise eine Idee sein könnte: Falls du einen Ansprechpartner bei deiner Bank hast, den mal nach einem Vergleichsangebot fragen, weil ich die üblichen Konditionen nicht kenne.
Ich mache ja selbst auch ein bisschen was mit Aktien, und ich tue mich schwer, wenn ich lese, wie wenig beim Kunden ankommt. Mal ein einfaches Rechenbeispiel:
Du investierst einfach ganz banal in Deutschlands 40 größte Unternehmen. Das ist grob gesagt der Deutsche Aktienindex. In den Nachrichten hast du sicher mal davon gehört, dem DAX.
Warum nehme ich den DAX zum Erklären, wo es doch offenbar ein langweilig-konservativer Index ist? Als besonders progressiv würde ich einen ETF auf den DAX nicht sehen. Mit einer Investition in den DAX – was erwartet dich da? 8, 9, 10% vielleicht. Klingt nicht spannend. Doch was daran so interessant ist, ist die Zuverlässigkeit. Die kann man mathematisch berechnen, und du wirst überrascht sein, was dir die Mathematik so alles mit welcher Genauigkeit offenbaren kann.
Die durchschnittliche jährliche Rendite des DAX über einen Zeitraum von 30 Jahren lag bei etwa 8,8% pro Jahr. Selbst im schlechtesten 30-Jahres-Zeitraum betrug die jährliche Rendite noch 6,8%, im besten Fall sogar 10,9%. Diese Werte berücksichtigen sowohl Kursgewinne als auch Dividenden, da der DAX als Performance-Index die Dividenden automatisch mit einrechnet.
DAX-ETFs sind sehr kostengünstig, viele Anbieter verlangen nur 0,08–0,16% jährliche Verwaltungsgebühr.
Der DAX bildet nur die 40 größten deutschen Unternehmen ab. Eine breitere Streuung (z. B. mit einem MSCI World ETF) kann das Risiko weiter reduzieren.
Ein DAX-ETF-Sparplan eignet sich grundsätzlich als Baustein für die private Altersvorsorge, insbesondere bei langer Laufzeit (20–30 Jahre). Wenn du maximale Risikostreuung und potenziell höhere Rendite möchtest, könntest du zusätzlich global diversifizierte ETFs (z. B. MSCI World) in Betracht ziehen.
So. Warum erzähle ich so viel über den DAX und DAX-ETFs als Altersvorsorge, wo es doch eigentlich um eine konkrete fondsgebundene Rentenversicherung gehen sollte? Weil das Prinzip ähnlich ist. Nur etwas „kleiner“ und einfacher zu erklären. Die üblichen Rentenversicherungen aus unserem Fall arbeiten nach dem gleichen Prinzip. Nur eben nicht „nur“ mit dem DAX, sondern die Anbieter investieren in eine breitere Masse an Fonds und ETFs. Sie versuchen so einerseits, das Risiko zu streuen, und andererseits, die Rendite zu steigern. Letztendlich steht und fällt aber alles mit dem Kapitalmarkt, in den investiert wird. Worin genau investiert wird, darauf haben Anleger keinen Einfluss.
Anschaulich gesprochen: Wenn die Krisen der Welt die Börse jedes Jahr crashen lassen, dann kann es passieren, dass du weniger rausbekommst, als du eingezahlt hast. Die einzigen, die sicher verdienen, sind der Verkäufer und die Versicherung. Das muss man einfach wissen und in den eigenen Überlegungen berücksichtigen.
Typische Geldanlagen sind fondsgebundene Rentenversicherungen mit monatlicher Einzahlung von zum Beispiel 500 €, jährlicher Beitragsdynamik von 2% und einer Laufzeit bis zum Renteneintritt. Die Anlage erfolgt in ein breit gestreutes Portfolio aus Aktienfonds und ETFs, z. B. mit Fokus auf globale Märkte, Technologie, Nachhaltigkeit und Schwellenländer. Die jährliche Erhöhung der Beiträge um 2% schützt teilweise vor Inflation und sorgt für einen steigenden Sparbetrag.
Die Leistungen sind direkt von der Wertentwicklung der gewählten Fonds abhängig. Es gibt keine Garantie auf die eingezahlten Beiträge oder eine Mindestleistung. Bei schlechter Börsenentwicklung kann das Guthaben auch unter den Einzahlungen liegen. Abschluss-, Verwaltungs- und Fondskosten schmälern die Rendite. In den ersten Jahren fließt ein erheblicher Teil der Beiträge in Kosten, sodass das Fondsguthaben zunächst unter den Einzahlungen liegen kann.
Die angegebenen Renten- und Kapitalbeträge zum Rentenbeginn sind nicht garantiert und basieren auf angenommenen jährlichen Wertentwicklungen von 0% bis 9%. Die tatsächliche Entwicklung kann deutlich abweichen. Bei vorzeitiger Vertragsbeendigung oder Beitragsfreistellung ist der Rückkaufswert oder das beitragsfreie Guthaben in den ersten Jahren deutlich niedriger als die eingezahlten Beiträge, da Abschlusskosten bereits angefallen sind.
Die spätere Besteuerung der Leistungen hängt vom dann geltenden Steuerrecht ab. Aktuell sind Rentenzahlungen nur mit dem Ertragsanteil steuerpflichtig, Kapitalauszahlungen unterliegen ggf. der Abgeltungsteuer.
Für wen ist die Anlage geeignet?
- Für Anleger mit langem Anlagehorizont (mindestens 20–25 Jahre), die bereit sind, Kapitalmarktrisiken zu tragen und Wertschwankungen auszuhalten.
Für wen weniger geeignet?
- Für Personen mit kurzer Anlageperspektive oder mit dem Wunsch nach Beitragsgarantie.
- Für sicherheitsorientierte Anleger, die keine Schwankungen akzeptieren.
- Für Anleger, die sehr flexibel auf ihr Kapital zugreifen möchten oder hohe Liquidität benötigen.
Die fondsgebundene Rentenversicherung bietet langfristig gute Renditechancen bei entsprechendem Risiko und ist als Baustein für die Altersvorsorge geeignet, sofern die Risiken verstanden und akzeptiert werden. Die Kosten sind wie bei vielen Versicherungsprodukten hoch, was sich besonders bei vorzeitiger Kündigung oder Beitragsfreistellung negativ auswirkt. Die Anlage eignet sich für Anleger mit langer Laufzeit, Risikobereitschaf, weniger für sicherheitsorientierte oder kurzfristig orientierte Sparer.
Die prognostizierten Renditen von 0% bis 9% jährlich in den Beispielrechnungen der fondsgebundenen Rentenversicherung sind Modellannahmen und dienen ausschließlich der Veranschaulichung. Die tatsächliche Wertentwicklung kann sowohl höher als auch niedriger ausfallen. Die Versicherung weist ausdrücklich darauf hin, dass die dargestellten Werte unverbindlich sind und keine Rückschlüsse auf die tatsächliche Entwicklung zulassen. Eine bestimmte Höhe des Fondsguthabens oder der späteren Rente kann nicht garantiert werden, da sie von der zukünftigen Entwicklung der Kapitalmärkte abhängt.
Wie realistisch sind diese Annahmen?
- 0% Wertentwicklung: Dieses Szenario ist sehr defensiv und würde in der Praxis bedeuten, dass die Fondsanlage keinerlei Wertzuwachs erzielt. Das ist über einen Zeitraum von 25 Jahren bei einem breit gestreuten Aktienportfolio historisch sehr unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, insbesondere nach Abzug aller Kosten und bei sehr ungünstigen Marktphasen.
- 3–6% Wertentwicklung: Diese Bandbreite gilt als realistischer Erwartungswert für ein global diversifiziertes Aktienportfolio über einen langen Zeitraum, wenn man historische Durchschnittsrenditen betrachtet. Allerdings müssen davon noch die Kosten der Versicherung und der Fonds abgezogen werden, sodass die Nettorendite geringer ausfallen kann. Schwankungen und einzelne schlechte Jahre sind immer möglich.
- 9% Wertentwicklung: Dies ist ein optimistisches Szenario und entspricht in etwa den langfristigen Durchschnittsrenditen von globalen Aktienindizes vor Kosten. Für einzelne Jahre oder besonders erfolgreiche Zeiträume ist das möglich, aber über 25 Jahre nach Kosten dauerhaft zu erzielen, ist sehr unwahrscheinlich. Dieses Szenario dient mehr der Illustration der maximalen Chancen, nicht als realistische Erwartung.
Fazit:
- 3–6% pro Jahr sind für ein breit gestreutes Aktienportfolio nach Kosten über einen langen Zeitraum als realistische Erwartung einzustufen, wenn man Markthistorie und Schwankungen berücksichtigt. Wenn das deinen Vorstellungen entspricht und du ein Produkt suchst, bei dem du dich um nichts kümmern musst… ich darf rechtlich keine Anlageberatung geben, aber ich denke du verstehst das Prinzip.
- 9% pro Jahr ist als langfristige Durchschnittsrendite nach Kosten sehr optimistisch und sollte nicht als Planungsgrundlage dienen.
- Die tatsächliche Rendite hängt von vielen Faktoren ab: Marktentwicklung, Kosten, Umschichtungen, Beitragsdynamik und der individuellen Fondsauswahl.
- Die Versicherung und die Fondsanbieter betonen, dass die Wertentwicklung unsicher ist und die Beispielrechnungen keine Prognose, sondern nur eine Modellrechnung darstellen.
Wichtiger Hinweis:
Die tatsächliche Rendite kann aufgrund von Kosten, Steuern sowie Markt- und Wechselkursschwankungen deutlich von den Modellannahmen abweichen. Anleger sollten sich daher nicht auf die hohen Szenarien verlassen und konservativ planen.
Außerdem bin ich weder Anlageberater noch Versicherungsmakler. Ich gebe keine Anlageberatung, kann ich nicht, will ich nicht und darf ich nicht. Da gibt es eine ganze Reihe rechtlicher Voraussetzungen, die ich alle nicht erfülle, weil ich gar keine entsprechende Ausbildung habe. Ich möchte nur versuchen zu erklären, was das alles bedeutet, was so auf einem typischen Angebot über eine Rentenversicherung steht, damit du selbst bewerten kannst, ob das Angebot „das Richtige“ für dich ist.