…und 6+1 Akten

Und so kam es, dass ich eines Samstagabends Ende Oktober wieder daheim war. Mit PEG. Die Vorgeschichte kennst du noch gar nicht? Dann lohnt sich ein Blick in die ersten drei Teile der Geschichte:

Geschafft, k. o., mit höllischen Schmerzen beim Lagern, beim Hinsetzen, beim Bewegen der PEG. Aber zu Hause. Und eigentlich auch ein Stück weit zufrieden. Immerhin kann ich jetzt wieder drei Tage am Stück durchfeiern, ohne mir Sorgen um meinen Flüssigkeits- und Kalorienhaushalt machen zu müssen.

Und ich bin das Gejammer meiner PflegerInnen endlich los. Nie wieder muss jemand das Bedürfnis verspüren mir zu erklären, was ich mit meinem Körper machen muss. Ja, ja, ich weiß, mir würde ja nie einer sagen, dass ich „muss“. Man empfiehlt ja nur, zeigt mir die Vorteile auf. Aber damit ist jetzt Schluss. Das Problem hat sich praktisch von selbst erledigt´(Insider: und nein, ein ALS Patient baut mit Sicherheit keine neuen Muskeln auf, wenn er gegen ärztlichen Rat und entgegen dem, was auf dem Beipackzettel steht, mindestens 6 bis 7 Trinknahrungen mit 3.000 kcal täglich hochdruckbetankt über die Magensonde bekommt. Diskussion beendet).

Denkste. Zu früh gefreut. Jetzt geht die ganze Diskussion schon wieder von vorne los. Nur geht es diesmal nicht um die PEG, sondern um die Kanüle. Echt jetzt? C’mon guys, give me a fucking break, please. Außerdem geht das erst, wenn ich einen kompetenten Pflegedienst habe, der es schafft, korrekt mit der Krankenkasse abzurechnen und den Patienten über mögliche Kosten zu informieren, bevor diese entstehen. Die ungeplante 7.000,- € Überweisung liegt mir noch schwer im Magen, wie man unschwer merkt. Jetzt habe ich 200 Lufthansa Aktien verkauft, um sicherzustellen, dass meine ausgerechnet am selbigem Tag fällige Kreditkartenabbuchung nicht platzt. Das fehlte mir gerade noch. Beschisseneren Zeitpunkt hätte man sich kaum ausdenken können dafür. Chart gefällig?

Die rote Linie repräsentiert übrigens den Zeitpunkt des Verkaufs. Du rechnest schon völlig korrekt. Betrachten wir die Oppurtunitätskosten, so hat mich die Aktion mit der PEG über 10.000,- € gekostet. Ob ich genervt bin? Oh ja, und wie.

Aber da fällt mir gerade ein, dass ich einigen von euch versprochen habe, mal etwas zum Thema Aktien und Geldanlage zu schreiben. Da war was. Falls nicht wieder irgendwas Unerwartetes passiert, folgt das gleich nach diesem jenen Beitrag hier.

Für Interessierte auf die Schnelle drei Links mit kurzer Beschreibung:

  • Mein Profil auf Parqet, meiner Portfolio Verwaltung. Hier siehst du alles. Was ich kaufe, was ich verkaufe, wo es Dividende gibt, alle historischen Daten, Analysen und Auswertungen
  • Mein Profil auf Getquin, einem deutlich simpleren und leider auch wenig ausgereiften Portfolio Verwaltung. Eher was für kleinere Portfolios. Für einen schnellen Überblick und Austausch mit anderen Usern trotzdem ganz nett. Weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich da bleiben werde. Irgendwie ist deren Netiquette sonderbar und mich stört, dass es so viele Oberlehrer, die der Ansicht sind, eine persönliche Meinung von einem Unternehmen könne per se falsch sein.
  • Mein Profil auf Wikifolio. Hier kannst du dich vormerken lassen und mir damit helfen, meinen eigenen Aktienfonds investierbar zu machen. Eigentlich war ich schonmal so weit, musste aber alles komplett neu anlegen, weil die Änderung der E-Mail Adresse nicht möglich ist. Was ein Krampf.

Ausführlich dann bald in einem eigenen Bericht dazu. Ich will ja niemanden langweilen hier.

So. Ich bin also wieder daheim. Schee. Die Abschlusstests waren alle außerordentlich gut, Blutwerte top (Insider: und das trotz Zahnfleischblutens, kein Notarzt nötig), Wunde ist sauber und verheilt schnell, Beatmungsparameter sind heute exakt so, wie bei meinem letzten Besuch vor über einem Jahr. Sogar noch einen Tick besser. Mit den Bauchschmerzen, die ich noch habe, muss ich noch etwas leben heißt es. Soweit möglich, werden die mit Schmerzmitteln in Zaum gehalten. Es ist doch ein Eingriff in den Körper und der beschwert sich halt mit Schmerzen, bis die Wunde verheilt ist. Was sie normalerweise relativ schnell tut. Nach ein bis zwei Wochen hat sich so etwas gelegt, so sagt man.

Aber ich wäre nicht ich, würde da nicht wieder alles anders sein als überall anders.

Selbstverständlich habe ich mir erstmal dezent einen Keim eingefangen. Auch wenn es keiner so richtig glauben wollte, aber schlussendlich mussten wir wochenlang mit Betaisodona Salbe und Novalgin in rauhen Mengen „behandeln“ – und akzeptieren, dass diese Variante nicht funktioniert. Wie so oft habe ich irgendwann die Schnauze so gestrichen voll gehabt von diesem Gestöpsel, dass wir zu anderen Methoden übergegangen sind. Was auf der Intensiv funktioniert, wo meine mitunter besten FreundInnen arbeiten, funktioniert auch in freier Wildbahn. Und so gehen wir über zu Antibiotikum, Lavanid und Secura Applikator. Auch wenn ich das Lavanid selbst zahlen muss und die Apotheke… alter Verwalter, das kann ich gar nicht aussprechen, wie viel die dafür wollen. Ein dreistelliges Sümmchen jedenfalls. Ich habe es mir dann für einen Bruchteil der Kosten in einem bekannten Webshop bestellt. Irgendwo ist sogar meiner Großzügigkeit eine Grenze gesetzt.

Spoiler – der ein oder andere findet möglicherweise eklig, was jetzt kommt. Aber manchmal sagt ein Bild halt wirklich mehr als Tausend Worte. Soll mir noch einmal jemand erzählen, dass bei einer PEG Anlage bei ALS Patienten nix schief laufen kann. Bei uns ist halt alles immer ein bisschen anders.

Okay, einen hab ich noch.