Sehr geehrte Klinikleitung,

im November und Dezember 2023 war ich praktisch einen gesamten Monat Patient Ihres Krankenhauses. Leider  haben Sie entgegen anderer Absprachen die 1:1 Pflege abgerechnet, obwohl Sie diese weder geleistet haben noch leisten können. Die Pflege wurde praktisch vollständig durch meinen eigenen Pflegedienst geleistet.

Da Sie bereits meine Pflege mit meiner Krankenkasse abgerechnet hatten, hat die AOK die Kostenübernahme nachträglich verweigert. Nun muss ich rund 35.000 Euro Pflegekosten selbst aus eigener Tasche zahlen. Sogar für jene Tage, an denen Sie mich illegaler Weiser gegen meinen Willen auf eine Normalstation verlegten, wo nicht einmal in der Theorie ein ausgebildetes Personal verfügbar gewesen wäre.

Wäre ich nicht gesundheitlich und nervlich am Ende meiner Kräfte, würde ich klagen. Nicht nur des Geldes wegen. Für meine gesetzeswidrige Verlegung eines vollbeatmeten ALS Intensivpatienten auf eine Normalstation ohne Monitoring und ohne befähigtes Personal, würden in Ihrem Hause Köpfe rollen.

Trotz alledem bat ich Sie nur um eine Sache. Ich erwarte, dass ich einen Arztbrief erhalte.

Bis heute liegt mir nur ein vorläufiger Brief mit vielen handschriftlichen Vermerken vor, in dem auch kein Wörtchen von der Verlegung auf eine Normalstation vor. Ein Schelm sei, wer Böses dabei denkt. Weder meine Krankenkasse noch meine Krankenhaustagegeldversicherung akzeptieren diesen. Es steht auch nichts darüber, dass der zweite zweiwöchige Aufenthalt nur nötig war, weil man beim ersten Termin nicht gründlich gearbeitet, das eigentliche Problem komplett übersehen hat und mit den Worten „das wird schon“ nach Hause schickte. Oder auch darüber, dass sich mein Aufenthalt noch weiter verzögerte, weil mir die falsche Kanüle eingesetzt hatte und deshalb ein weiterer Wechsel mit entsprechender Beobachtungszeit nötig wurde. Oder wie war das doch gleich mit den Fäden an Tracheostoma, Pufi und Zeh, die operativ entfernt werden mussten, Weil Sie vergessen hatten, diese zu ziehen? Weswegen mein Stoma vollvernarbt war und auf drei, sechs, neun und zwölf Uhr Granulome wuchsen, die im Janur in einem dritten Klinikaufenthalt unter Vollnarkose abgetragen werden mussten?

Wir haben unzählige Male persönlich, fernmündlich und schriftlich um einen Arztbrief gebeten. Nach fünf Monaten habe ich nun die Hoffnung aufgegeben. Da das Inkassobüro mit Schufa und rechtlichen Schritten gedroht hat, habe ich nun alle Kosten zwangsweise selbst gezahlt und bekomme nicht mal von meiner privaten Zusatzversicherung für solche Fälle etwas zurück.

Angesichts dieser Umstände haben Sie sicher Verständnis dafür, dass ich den geplanten Kontrolltermin in zwei Wochen und die weitere Behandlung durch die Kreisklinik absage.

Eine Sache liegt mir am Herzen, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Mit der ärztlichen Betreuung und den Atemtherapeut*innen war ich unglaublich zufrieden. Auch das Pflegeteam, mit dem man sich hin und wieder unterhalten hat, war immer wahnsinnig nett. Während meiner vier Wochen bei Ihnen hat es mir an nichts gefehlt. Ich täte nichts lieber, als mich bis ans Ende meiner Tage alle drei Monate zum Kontrolltermin bei Ihnen einzufinden. Aber ich kann es mir nicht leisten. Mein Konto ist leer.

Ich bin gut vernetzt und schreibe viel über meine Erfahrungen in meinem Blog. Übertrieben offen, ehrlich, direkt und indiskret. Ich füge Ihnen am Ende einige Links zu Berichten aus meiner Zeit bei Ihnen bei. Noch nie habe ich ein Krankenhaus in so hohen Tönen gelobt. Noch nie zuvor. Meine Erfahrungen vor der Kreisklinik Wolfratshausen waren alle so schlecht, dass ich zuletzt fast zwei Jahre meine Kontrolltermine verweigerte. Ich bezweifle, dass ich zu Lebzeiten ein anderes Krankenhaus finden werde, in dem ich mich so gut aufgehoben fühle und bereit bin, immer und immer wieder zu den für mich aufgrund des komplizierten Krankentransports ohnehin schon stressigen Kontrollterminen zu erscheinen.

Ich habe mich immer gesprächsbereit gezeigt. Aber niemand aus Ihrem Hause redet mit mir. Nur deshalb wähle ich die Form eines offenen Briefes.

Es ist ein Jammer, dass mein an sich so wundervoller Krankenhausaufenthalt im Nachhinein so getrübt wird. Vielleicht hören wir ja doch irgendwann voneinander. Man soll die Hoffnung nie aufgeben.

Liebe Grüße
Patrick Ruppelt

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