Oh… my… multiverse. Was habe ich da bloß wieder angestellt? Im Gegensatz zu Normalerweise bin ich mir in diesem Fall meines Fehltritts bewusst und entschuldige mich dafür. Bin wieder zurück. War eigentlich nie weg. Nur eben zum dritten Mal in weniger als drei Monaten wegen meiner Kanüle im Krankenhaus. Mit Kanüle wird alles besser und so. Und ungefähr so war mein kurzes Zwitschern im Stil von X Ex-Twitter gedacht. Meine Pflegekraft hatte meine Sachen fürs Krankenhaus gepackt. Mal wieder. Morgen früh um sieben kommt der RTW. Mal wieder. Dann geht’s in die Klinik. Mal wieder. Und es wird fröhlich an meinem Hals rumgeschnibbelt. Mal wieder. Mit Kanüle wird alles besser und so. Dass meine Wortwahl dabei so unbedacht missverständlich war, man könnte annehmen, es sei bedacht. War es nicht. Solche Geschichten schreibt kein Füllhalter, nur das Leben. Und solange ich noch Tinte aufm Füller hab oder meine Äuglein mir die Kraft zum Schreiben verleihen, danke ich nicht ab. Danke sage ich trotzdem, für die vielen Kommentare nicht nur, sondern für die privaten Nachrichten zuhauf.

Was war überhaupt los bei mir? Ich nehme die Spannung ausnahmsweise gleich raus und greife vorweg, die OP ist gut verlaufen, ich bin wohlauf, im Großen und Ganzen. Ich erwähnte es in meinem Blog, unterhalb der Kanüle hatte sich Wildfleisch gebildet, das sich entzündet hat und bei Bewegung gerne mal aufriss. Das verursacht höllische Schmerzen und schaut ziemlich uncool aus, wenn beim Absaugen Blut aus deinen Atemwegen kommt. Der Prof hat es sich angesehen, ist extra aus Erlangn gekommen, klares Urteil, das Wildfleisch muss weg. Selbstheilung, nein, das wird nix. Und so bin ich denn auf der Intensiv im Martha Maria Krankenhaus München/Solln gelandet. Der gute Ruf der dortigen HNO hat überzeugt. Ich greife nochmal vorweg, Dr. Herzog und sein Team haben einen guten Job gemacht. Die OP war gut. Das Drumherum, eher so mittel. Der Transport, mit die größte Scheiße, die ich je erlebt habe. Beim nächsten Mal werde ich gleich die Frage stellen, ob die Sanis unter Zeitdruck sind. Lautet die Antwort ja, verweigere ich den Transport. Sollen sie eben die 112 rufen, so wie es mir angedroht wurde, sollte ich nicht kooperieren. Kooperation, das hieß soviel wie auf akute Schmerzmedikation zu verzichten. Eine OP, die 22 Stunden her ist, hin oder her. Ich werde den Satz nie vergessen. Ich müsse mich jetzt mal zehn Minuten nach den anderen richten, die hätten nämlich auch Termine. Und schwuppdiwupp, weg war er, mein Sprachcomputer. Mundtot gemacht, der Patient, der Transport kann vollzogen werden. Ähnlich, der Transport in den OP. Beim Transfer hat man mich auf meine verdrehte linke Hand gelegt. Mich angeschaut hat niemand. Dass der Zugang am linken Handrücken das nicht überlebt hat, wen wundert es. Dass man es erst im OP Saal feststellte, … ja, wenn man mir nicht ein einziges Mal in die Augen schaut, wen wundert es.

Selten habe ich mich so oft übergangen gefühlt, wie in den vergangenen Tagen. Bevormundet, meine persönliche Nahbarkeitsgrenze grundlos überschritten, mein Persönlichkeitsrecht verletzt. Weiter drüber nachdenken, möchte ich nicht. Lernen wir für die Zukunft. Auf dass es beim nächsten Mal weniger dramatisch wird. Nächstes Mal, klar, natürlich gibt es ein nächstes Mal. Müsste mal nach Geretsried in die HNO Praxis, so als Anfang. Jetzt, da ich wieder transportfähig bin. Ja, Tatsache, transportfähig, so fühle ich mich. Es ist gar sonderbar. Da skalpiert man mir an vier Stellen Fleischstücke ab und ich habe weniger Schmerzen als zuvor. Nein, ich bin schmerzfrei, so ist es korrekt. Ohne Schmerzmittel. Das erste Mal seit November. Okay, abgesehen vom brennenden Harndrang, den ich seit einigen Tagen moniere. Der, wie sich zufällig herausstellen sollte, aus einer Blasenentzündung resultiert. Wo die wohl herkommen mag. Überhaupt hat sich so einiges herausgestellt, bei der OP. Nicht ein Stück Wildfleisch unten verursachte die Schmerzen, sondern gleich vier derer. An den Seiten konnte man nicht erkennen, von außen. Du möchtest sehen, wie das ausschaut? Kannst du, ich habe es auf Band. Inklusive Erläuterungen vom Doc selbst, was genau wie und wo abgetragen wurde. Cooler Typ. Mal eben die Kanüle raus, zeigt alles. Und erklärt. Und erklärt. Und erklärt und erklärt. Lässt mich, ganz unverhofft, eine neue persönliche Bestzeit im Luft anhalten aufstellen. Stolze 1:35 Minuten ohne Beatmung. An mir ist ein guter Apnoe Taucher verloren gegangen. Wie schön, dass ich alles auf Video habe. Wie schön, dass du den Weg hierher gefunden hast. Hier findest du auch so viel mehr Lesestoff, dass ich mich heute ganz abrupt verabschiede, aber nur für heute. Sei versichert, da kommt noch so viel mehr, wir fangen gerade erst an.

Genug der Spannung, es folgen zwei spannende Minuten. Aus Gründen des Datenschutzes mit musikalischer Untermalung. Tut der Spannung keinen Abbruch. Halte einfach gemeinsam mit mir die Luft an, sobald der Schlauch meiner Beatmung abgezogen wird. Auf Los geht’s los. Los!