Interview: „Warum Paul Watson ein Held ist und die Welt ihn braucht“

Im Gespräch mit meiner Freundin Marion. Das zweite Vergangenheitsinterview, aufgezeichnet am Sonntag, den 10. November 2024.


Marion: Patrick, lass uns gleich direkt einsteigen. Warum ist Paul Watson für dich ein Held?

Patrick: Weißt du, Marion, es gibt viele Menschen, die große Worte machen, aber nur wenige, die tatsächlich handeln. Paul Watson ist so einer. Er hat sein Leben den Meeren und ihren Bewohnern gewidmet. Und was mich am meisten beeindruckt: Er hat dabei nie Gewalt angewendet, sondern immer konsequent für die Wale, Delfine und Haie gekämpft – oft unter Einsatz seines eigenen Lebens. Seine Taten sprechen lauter als Worte.

Seine Taten haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Walpopulationen über vier Jahrzehnte hinweg vielerorts nachhaltig erholen konnten. Ehrlich gesagt kenne ich kein anderes so erfolgreiches Tierschutzprojekt. Ich kenne tatsächlich kein einziges, bei dem wir eine Tierart vor dem Aussterben bzw. der Ausrottung in freier Wildbahn bewahrt hätten.


Marion: Du sagst, er hat nie Gewalt angewendet, aber seine Gegner werfen ihm vor, extrem gefährlich zu sein. Was sagst du dazu?

Patrick: Das ist der Punkt. Ja, er ist unbequem, und ja, er macht Druck – aber nur auf die, die illegal handeln. Ein gutes Beispiel ist, wie Sea Shepherd japanische Walfangflotten in der Antarktis – einer bedingungslosen Schutzzone – verfolgt hat. Sie haben die Schiffe blockiert, mit der Kamera Beweise gesammelt und den Walfängern gezeigt, dass sie nicht unantastbar sind. Aber Paul Watson hat meines Wissens nie jemanden verletzt. Seine Mission war immer klar: Schutz der Tiere, keine Aggression gegen Menschen.


Marion: Apropos Aktionen. Was sind für dich die beeindruckendsten Momente in Pauls Karriere?

Patrick: Oh, da gibt es viele. Zum Beispiel in den frühen Greenpeace-Tagen, als sie weiße Robben mit umweltfreundlicher Farbe besprühten, um sie für die Pelzindustrie „wertlos“ zu machen. Die Bilder von diesen Aktionen haben die Welt bewegt. Die farbige Farbe sah ich neulich zum ersten Mal in Farbe. Wir hatten damals nur schwarz-weiß Fernsehen.

Aber bei Sea Shepherd wurde es noch krasser. Ich erinnere mich an eine Mission, bei der ein von Interpol gesuchter Tiefsee-Dorsch Jäger sein eigenes Schiff versenkt hat, nur um Beweise zu vernichten, nachdem Sea Shepherd sie entdeckt hatte. Denk mal darüber nach: Du musst schon wissen, dass du tief in der Illegalität steckst, wenn du dein Schiff opferst, um nicht erwischt zu werden.


Marion: Das klingt fast wie aus einem Film. Aber warum investieren du und viele andere so viel Zeit und Geld in seine Unterstützung?

Patrick: Weil wir wissen, dass er recht hat. Paul Watson hat schon vor Jahrzehnten gesagt: Wenn die Ozeane sterben, sterben wir. Und er hat recht. Wale spielen eine zentrale Rolle im Ökosystem. Sie helfen dabei, CO2 zu binden, sie tragen zur Gesundheit der Meere bei – und wenn sie verschwinden, bricht ein riesiger Teil des marinen Gleichgewichts zusammen. Es geht nicht nur um Wale, es geht um die Zukunft unseres Planeten.

Das ist keine Spende, das ist eine Investition in die Erde, in unsere gemeinsame Zukunft.


Marion: Seine Verhaftung hat für viel Aufsehen gesorgt. Warum denkst du, sitzt er jetzt im Gefängnis?

Patrick: Weil er gefährlich ist – nicht für Menschen, sondern für Systeme, die auf Ausbeutung basieren. Japan will ein Exempel statuieren. Sie wollen zeigen, dass sich niemand mit ihrer Walfangindustrie anlegt. Der Haftbefehl gegen ihn ist nicht mehr als eine politische Inszenierung, eine Trotzreaktion. Es gibt keine rechtskräftige Verurteilung, nur ein „Red Notice“ von Interpol, basierend auf einem nationalen Haftbefehl aus Japan. Das sagt alles.


Marion: Eine Trotzreaktion?

Patrick: Stell dir mal Japans Sichtweise vor. Da kommt der weiße Mann aus der westlichen Welt, die Tiere unter grausamsten Bedingungen züchtet und abschlachtet. Allein die USA – dort liegt das Spendenkonto von Pauls Organisation – töten jährlich rund neun Milliarden Tiere aus industrieller Massentierhaltung. Und die wollen uns was über Tierschutz erzählen und uns vorschreiben, was wir in den Gewässern vor unserer eigenen Haustür jagen dürfen?


Marion: Was bedeutet das für ihn persönlich?

Patrick: Es bedeutet, dass er von seiner Familie getrennt ist, von den Ozeanen, die er liebt, und dass er für etwas bezahlen soll, das in Wahrheit der Welt geholfen hat. Die Methoden waren oft hart an der Grenze der Legalität. Oder drüber. Ich denke, er war sich möglicher Konsequenzen seiner Handlungen bewusst und willens, das Risiko einzugehen. Wenn sich neue Crew Mitglieder bewerben soll er zu fragen pflegen, ob sie ihr Leben für das eines Wals geben würden. Er geht eher freiwillig in den japanischen Knast als seinen Aktivismus aufzugeben.


Marion: Was hieße das konkret?

Patrick: Sollte es zur Auslieferung kommen, droht im ein unfairer Prozess. Das hieße, dass er im japanischen Gefängnis stirbt. Der Mann wird in ein paar Tagen 74 Jahre alt.

Das wäre in erster Linie ein Drama für seine Frau und seine Kinder, aber auch weltweit ein ganz schlechtes Signal. Dass niemand mehr etwas über die Klimakrise hören will und die Regierung förmlich gezwungen ist, Lügenmärchen über ein 1,5 Grad Ziel zu erzählen, weil sonst in zwei Wochen das nächste Bündnis Sarah Wagenknecht die Wählerinnen und Wähler abholt… tragisch. Jetzt Naturschutz Aktivismus zu kriminalisieren halte ich für einen Fehler.


Marion: Zum Abschluss: Was können wir tun? Wie können wir helfen?

Patrick: Es gibt viele Möglichkeiten. Spenden sind ein wichtiger Teil, um seine Verteidigung zu finanzieren und seine Arbeit fortzusetzen. Aber genauso wichtig ist es, seine Geschichte zu erzählen. Teile Beiträge, informiere dich, werde laut. Paul Watson kämpft für uns alle. Jetzt ist es an der Zeit, dass wir für ihn kämpfen.

👉 Hier kannst du spenden:
https://www.paulwatsonfoundation.org/donate/?form=donate


Das Interview endet, aber die Botschaft bleibt: Paul Watson ist nicht nur ein Mensch, er ist ein Symbol für die Verteidigung des Lebens auf unserem Planeten.


Hintergrund zu diesem Format und wie die Idee entstand findest du in diesem Beitrag hier: Das Vergangenheitsinterview Experiment