Gleich noch ein weiteres Mal Wasser. Aber diesmal nicht im fernen Afrika sondern in Europa. Schauen wir doch in das Städtchen Vittel. Zwei Millionen Liter Wasser pumpt Nestlé da täglich für Umme ab, um es in Plastikflaschen und Plastikgebinde zu verpacken1https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/nestle-kritik-der-schlechte-ruf-des-konzerns-hat-seine-gruende-16228267-p2.html. Wie unter anderem eine Dokumentation des „Schweizer Radio und Fernsehen“ (SRF) zeigt2https://www.srf.ch/news/international/geschaeft-mit-dem-grundwasser-wegen-nestle-sitzt-vittel-bald-auf-dem-trockenen, füllt Nestlé jährlich sogar stolze drei Milliarden Liter Wasser in Vittel ab und schaltet munter Anzeigen auf Facebook, in denen die Nachhaltigkeit von Vittel beworben wird3https://utopia.de/nestle-umweltschutz-nachhaltigkeit-197039/.
Zu sagen, ich grabe einem französischen Dorf erst mal das Grundwasser ab, fahre das über Hunderte von Kilometern nach Deutschland auf den deutschen Markt, das ist ein total unsinniges System. Einweg aus Frankreich in Deutschland zu verkaufen ist definitiv nicht umweltfreundlich“, erklärte Sascha Roth, Referent für Umweltpolitik, NABU4https://www.focus.de/kultur/kino_tv/zdf-erhebt-vorwuerfe-gegen-nestle-profitgier-umweltzerstoerung-bedrohung_id_12134301.html. Weil wir ja kein Wasser hier in Deutschland haben, füge ich dem hinzu.
Roman Le Fanic, Werksdirektor von Nestlé Waters, gab im Jahr 2020 zu, dass man mehr Wasser abpumpe als sich natürlicherweise regenerieren könne5https://modern-wealth.de/nestle-die-vielen-skandale-des-schweizer-lebensmittelkonzerns. Seit 40 Jahren hat der Konzern daran aber nichts geändert6https://www.srf.ch/news/international/geschaeft-mit-dem-grundwasser-wegen-nestle-sitzt-vittel-bald-auf-dem-trockenen.
„Wenn sich die tiefen Wasservorkommen nicht wieder auffüllen, wird die Bevölkerung darunter leiden“, so Bernard Schmitt von der Umweltorganisation L’Eau Qui Mord. „Ich werde dann nicht mehr da sein, aber die jungen Menschen werden ab 2050 kein Wasser mehr haben. Das ist eine ernste Sache. Und ehrlich gesagt, das ist kriminell.“7https://www.focus.de/kultur/kino_tv/zdf-erhebt-vorwuerfe-gegen-nestle-profitgier-umweltzerstoerung-bedrohung_id_12134301.html
Allein mit dem Verkauf von abgefülltem Wasser machte Nestlé 2022 einen Umsatz von umgerechnet mehr als drei Milliarden Euro. Nestlé Pure Life ist die größte Wassermarke der Welt8https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/nestle-marken-welche-produkte-gehoeren-zu-nestle/26278374.html
Das war noch nicht alles. Auf dem Weltwasserforum, einer Konferenz des Weltwasserrats, auf dem in regelmäßigen Abständen unter anderem über Wasserversorgungsprobleme diskutiert wird, schlug Nestlé im Jahr 2000 vor, den Trinkwasserzugang nicht mehr als ein Recht, sondern als ein Bedürfnis zu klassifizieren9https://www.rnd.de/politik/nestle-die-kritik-an-dem-lebensmittelkonzern-wird-groesser-OZBT5BO3ONDZDEYE4WUQ3SIX5Y.html. Nestlé versteht eben, wie man aus kommunalen Wasserquellen Öl macht. Am Rande angemerkt, auch bei fossilen Brennstoffen spielt Nestlé mit. Aber anders, als du denkst. Ende 2019 belegten unabhängige Laboranalysen, die die Verbraucherorganisation Foodwatch veröffentlichte, dass den Nestlé Säuglingsmilchprodukten sogenannte aromatische Mineralölbestandteile beigemengt wurden10https://www.rnd.de/politik/nestle-die-kritik-an-dem-lebensmittelkonzern-wird-groesser-OZBT5BO3ONDZDEYE4WUQ3SIX5Y.html. Ohne Scheiß. Nestlé kippt Mineralöl in Babymilch. Babymilchpulver. Bringt mehr Profit. Bämm! Jetzt hab ich dich aber, das wusstest du noch nicht, oder?
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Apropos Wasser in Plastikflaschen. „Nestlé produzierte letztes Jahr 1,7 Millionen Tonnen Plastik, 13 Prozent mehr als im Vorjahr“, sagte Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan bei der Hauptversammlung 2019 n Lausanne11https://www.sueddeutsche.de/politik/nestle-gigant-der-skandale-1.4477635. Statt wie bisher zu 98 Prozent Einwegverpackungen zu verwenden, solle Nestlé sich auf Mehrweglösungen konzentrieren, so Greenpeace. Zudem kritisiert sie die Lobby-Aktivitäten des Unternehmens gegen schärfere Plastik-Gesetze12https://www.sueddeutsche.de/politik/nestle-gigant-der-skandale-1.4477635. 17% der Plastiktüten und -teile im Meer stammen aus dem Hause Nestlé13https://www.blick.ch/wirtschaft/umwelt-nestle-und-unilever-fuer-greenpeace-groesste-plastikmuell-verursacher-id7356964.html.
Der globale Marktführer Coca-Cola ist mit der jährlichen Produktion von drei Millionen Tonnen Kunststoff größter Plastiksünder, gefolgt von Nestlé mit 1,7 Millionen Tonnen und Danone mit 750.000 Tonnen. Nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigen die Zahlen, dass die drei Getränkeriesen zu den hauptverantwortlichen Akteuren für die Verschmutzung der Umwelt durch Plastikmüll zählen14https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/duh-fordert-wiederverwendbare-mehrwegflaschen-und-pfandsysteme-statt-umweltschaedlichem-einwegirrsin/.
Und ja, natürlich ist der Mensch scheiße, wenn er Jahr für Jahr Millionen von Tonnen Plastik ins Meer wirft. Uns wohlhabenden, gebildeten Leuten hamms doch aber ins Hirn geschissen wenn wir glauben, wir können die Märkte der ärmsten Länder der Welt mit Plastikmüll fluten und wenn der dann dort in der freien Natur verrottet – beziehungsweise eben genau nicht dort verrottet – ist das nicht unsere Schuld und unser Problem. Aber selbstverständlich ist das auch „unser“ Problem und jeder, der Nestlé Produkte kauft oder verwendet unterstützt es. Ich halte es für elementar wichtig, diesen Zusammenhang zu verstehen, damit sich etwas ändern kann. Wir Konsumenten sind der einzige Teil des Problems, der etwas am Problem ändern kann. Nestlé wird einen Dreck tun – im wahrsten Sinne des Wortes. Regierungen sind bei globalen Krisen überfordert. Man schaue sich nur mal die globale Umweltpolitik an. Wir schaffen ja nicht einmal, die deutschen Klimaziele einzuhalten. Stattdessen treiben wir den Kohleabbau voran, subventionieren fossile Brennstoffe15https://www.geo.de/natur/nachhaltigkeit/bmw–nestle–unilever–studie-kritisiert-klimaversprechen-von-konzernen-31610578.html und haben 2022 in den deutschen Schlachtbetrieben 51,2 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 701,4 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet16https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/02/PD23_051_413.html. In welchem Universum ist das denn bitteschön nachhaltig?
So. Du merkst schon, wie nahe mir diese Themen gehen. Ich könnte stundenlang weitere Beispiele aufzählen, mag dich aber nicht damit langweilen. Ich hoffe, du kannst meinen Gedanken folgen. Ich wehre mich dagegen, dass mir so oft „argumentiert“ wird, man könne sowieso nichts ändern. Denn ich sehe das genau contraire. Nur du kannst etwas ändern. Und ich. Und jeder Einzelne. Du musst dabei auf nichts verzichten, sondern einfach nur bewusster einkaufen und ein bisschen die Augen aufmachen.
Falls ich dich noch nicht restlos überzeugen konnte oder du noch mehr erfahren möchtest, solltest du unbedingt noch den nächsten Teil lesen. Nestlé ist nämlich nicht nur indirekt verantwortlich für Umweltschäden, sondern quält vollkommen absurd unnötig Tiere in Tierversuchen und fackelt Tag für Tag immer mehr Lebensräume ab, ohne auch nur ein einziges Tier umzusiedeln.
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