Die Stimmen von Expert*innen, Journalist*innen und Aktivist*innen – Die Profis haben das Wort (4. Teil)
6. Experteninterview: Martin Kaiser (Greenpeace) – „Wie lief die COP30?“
Der Greenpeace-Chef Martin Kaiser gab ein ausführliches Interview zur COP30 und fasst die Lage präzise zusammen: Die Klimakonferenz war ein Minimalkompromiss, der die wesentlichen Probleme nicht löst1Experteninterview: Wie lief die COP30? 🌐 https://youtu.be/NTq2IUhf4Gw .

Kaisers Kernaussagen:
- Die Konferenz endete ohne verbindlichen Ausstiegsplan aus fossilen Energieträgern
- Die Klimafinanzierung fiel deutlich unter dem Bedarf aus
- Länder des Globalen Südens verlassen die Konferenz mit dem Gefühl, verraten worden zu sein
- Fossile Länder haben ihr Vetorecht erneut vollständig ausgenutzt
- Ein System, das auf Einstimmigkeit setzt, kann gegen wenige Blockierer nicht gewinnen
- Greenpeace und andere NGOs haben während der Konferenz massive Druck-Kampagnen gefahren, konnten aber die strukturellen Probleme nicht lösen

7. Tagesthemen-Interview mit Maja Göpel (Transformationsforscherin)
Maja Göpel ist eine führende Transformationsforscherin und wurde zur COP30 interviewt3COP: Transformationsforscherin Göpel fordert mehr Klimaschutz | tagesthemen-Interview 🌐 https://youtu.be/jwbUjDk0MqY .

Majas Einschätzung:
- Gerade in Deutschland hat es das Klima schwer,, weil man CO₂ nicht sehen kann, Ursache und Wirkung extrem zeitversetzt sind und wir glauben, dass es uns schon nicht treffen wird.
- Außerdem wird ganz klar durch die übermächtige fossile Lobby Desinformation gestreut.
- Inwiefern Friedrich Merz jetzt Klimakanzler sein soll, ist ihr relativ neu und erscheint unbegründet.
- Wir Deutschen sind nicht gut in Transformation, wenn die Katastrophe noch nicht bei uns ausgebrochen ist.
- Die COP ist ein Verhandlungssystem, das zu „Minimalkompromissen“ führt.
- Echte Transformation passiert nicht auf internationalen Konferenzen, sondern durch Druck von Zivilgesellschaft, Wahlen und Marktveränderungen
- Die COP ist wichtig, um festzustellen, wer alles trotzdem mitmacht, auch insbesondere einzelne Staaten und Städte.
- Einzelne Länder oder Koalitionen müssen vorangehen – das Konsensprinzip funktioniert nicht
- Beschämend ist, dass sich die wohlhabendsten Akteure einfach ausklinken.
- Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist essenziell für eine gerechte Klimatransformation
- Ohne sozialen Ausgleich wird es keine Mehrheit für Klimaschutz geben
Göpels Kernsatz: „Wir müssen lokal denken, global handeln – nicht umgekehrt.“

8. ARD-Deutschlandtrend – „Wie wichtig ist den Menschen in Deutschland das Klima?“
Dieser Beitrag war eine Umfrage zum Klimabewusstsein5ARD-Deutschlandtrend: Wie wichtig ist den Menschen in Deutschland das Klima? 🌐 https://youtu.be/xp8kpj-RsYM .

Ergebnisse:
- Präsident Lula verkündet einen 125 Mrd. schweren Waldschutz-Fond, aus dessen Erträgen die Nationen „entschädigt“ werden, die Primärwälder (Regenwälder, Urwälder) nicht abholzen. Wald muss als Wirtschaftsfaktor angesehen werden und ins BIP einfließen. Hübsche Idee, doch leider sind nur 5 Mrd. zusammengekommen, was ich irgendwie bezeichnend finde für internationale Klimaschutzbemühungen.
- Über 70 % der Deutschen sehen Klimawandel als großes Problem
- Aber: Nur 40 % sind bereit, persönlich Opfer zu bringen.
- Klimaschutz wird unterstützt, wenn es nicht „weh tut“
- Das zeigt das zentrale Dilemma: Echte Transformation erfordert Opfer – die Bevölkerung hat dafür aber wenig Appetit, wenn sie nicht fair verteilt werden.
Implikation:
Das unterstreicht, warum sozialer Ausgleich so wichtig ist. Ohne echte Gerechtigkeit und Sicherheit wird die Bevölkerung Klimaschutz abblocken.
9. ARD-Sendung „KlimaZeit“ (Tagesschau, 21.11.2025)
Die Tagesschau-Sendung „KlimaZeit“ berichtete am 21. November 2025 über zwei zentrale Themen: erstens den illegalen Goldabbau im Amazonas und seine Klimafolgen, zweitens die COP30 selbst7KlimaZeit 19:30 Uhr, 21.11.2025 | Tagesschau 🌐 https://youtu.be/LEWD6HWeSIk .
Bericht zum illegalen Goldabbau:
- Im Amazonas wird massiv illegal Gold abgebaut – mit katastrophalen Folgen für das Ökosystem
- Quecksilber-Einsatz vergiftet Böden und Gewässer
- Indigene Gemeinschaften sind die Hauptleidtragenden
- Der illegale Goldabbau ist auch ein Zeichen für die Abwesenheit von staatlicher Kontrolle
Anknüpfung zur COP30:
Die Sendung zieht eine direkte Linie: Während Brasilien auf der COP30 vom Schutz des Amazonas spricht, passieren auf dem Boden die schlimmsten Umweltverbrechen. Das unterstreicht die Diskrepanz zwischen Reden und Handeln – nicht nur in internationalen Abkommen, sondern auch auf nationaler Ebene.
10. ZDF heute journal Podcast – „COP30 – was hat’s gebracht?“ (Winnie Heesch vor Ort)
Die ZDF-Korrespondentin Winnie Heesch war während der gesamten COP30 in Belém vor Ort und berichtet im „heute journal“-Podcast ausführlich8COP30 – was hat’s gebracht? | heute journal – der Podcast 🌐 https://youtu.be/pjuDbT1tGfs .
Auf der Konferenz selbst:
- Die Verhandlungssäle waren geprägt von extremer Spannung
- Mehrmals brach der Prozess zusammen, weil sich Länder nicht einigen konnten
- Saudi-Arabien, Russland, Venezuela und andere OPEC-Länder blockierten konsequent jeden Fortschritt beim Thema fossile Energieträger
- Länder wie Kolumbien, Fiji und andere vulnerable nations (Inselstaaten) kämpften verzweifelt für stärkere Maßnahmen – scheiterten aber gegen die Blockade
Emotionale Dimension:
- Heesch berichtet von der Verzweiflung in den Delegationen des Globalen Südens
- Viele Delegierte haben das Gefühl, dass ihre Länder buchstäblich absaufen, während die Weltgemeinschaft Minimalkompromisse beschließt
- Ein Delegierter aus den Marshall-Inseln sagte: „Das ist kein Abschlussdokument. Das ist eine Sterbeurkunde.“
Zu Friedrich Merz:
- Heesch berichtet kritisch über Merz‘ Auftritt
- Er war nur kurz vor Ort, machte seltsame Kommentare zum Austragungsort
- Seine finanzielle Zusage wurde als zu schwach kritisiert
- Er zeigte nicht das Engagement, das man von einer Klimakanzlerin bzw. von einem Klimakanzler erwarten würde.
Strukturelle Probleme:
- Heesch zieht ein klares Fazit: Das COP-System kann nicht funktionieren, solange Länder ein Vetorecht haben
- 195 Länder müssen sich einstimmig einigen – ein System, das für Blockade prädestiniert ist
- Alternative Formate gewinnen an Bedeutung
10. ARD-Sendung „Weltklimakonferenz – Was hat das mit mir zu tun?“ (Diskussionssendung)
Diese ausführliche 90-Minuten-Diskussionssendung der ARD beschäftigte sich mit den Folgen der COP30 für alle9Weltklimakonferenz – Was hat das mit mir zu tun? | mitreden.ard.de 🌐 https://youtu.be/X8LhOSbEn5I .
Diskussionsteilnehmer und ihre Positionen:
- Klimawissenschaftler*innen erklären, dass die bisherigen Maßnahmen völlig unzureichend sind
- Aktivist*innen der Fridays-for-Future-Bewegung kritisieren die fehlende Dringlichkeit
- Wirtschaftsvertreter argumentieren mit Kosten – was zu scharfer Kritik führt
- Betroffene aus klimagefährdeten Ländern berichten von Existenzängsten
Zentrale Diskussionspunkte:
- Gerechtigkeit: Wer zahlt für die Klimakrise? Wer profitiert? Wer leidet?
- Geschwindigkeit: Sind die beschlossenen Maßnahmen schnell genug? (Spoiler: Nein)
- Bindung: Warum sind internationale Abkommen nicht bindend? (Antwort: Souveränität der Staaten)
- Alternativen: Was funktioniert statt COP?
Wichtige Erkenntnisse:
- Eine Teilnehmerin aus Bangladesch berichtet, dass ihr Land durch Flutkatastrophen Millionen verliert – während die Welt über Millionenhilfen debattiert
- Ein Arbeiter aus der Kohlebranche macht klar: Es gibt keine Just Transition ohne finanzielle Sicherheit für Arbeitnehmer*innen
- Junge Menschen sind frustriert – sie erleben, dass Politik Versprechen macht, die nicht gehalten werden.

