Tja, die Grundpflege. Was gibt es dazu zu sagen? Nicht viel, du bist der Profi. Es genügen, denke ich, ein paar Stichpunkte.

  • Mit der Atmung und der nicht mehr nennenswert vorhandenen Körperspannung tue ich mich echt schwer. Am Morgen und vor dem ersten Kaffee ganz besonders. Für mich ist es deshalb angenehmer, alle sitzenden Tätigkeiten (Zähneputzen, Haare kämmen, …) erst am Schluss zu machen.
  • Beim Waschen kanns für mich kaum hart genug sein. Erst, wenn es nicht mehr aufhört, zu bluten, war es vielleicht zu viel. Damit kann ich aber leben. Hätte nicht damit gerechnet es extra sagen zu müssen, aber leider doch: natürlich, selbstredend, mei, das gilt doch nicht für das Reinigen offener Wunden sowie Augen, Kehlkopf, Trommelfell, Naseninneres und ähnliche Stellen… ernsthaft ☹
  • Beim Haare kämmen darfst du so fest durch meine Haare kämmen, wie du nur kannst. Ich kaufe gerne eine neue Bürste, wenn zu viele Borsten ausgefallen sind.
  • Im Gesicht mag ich kühles Wasser. Am restlichen Körper warmes.
  • An mir ist nicht viel dran. Wenn ich komplett nackt bin, wäre es schön, wenn du mich zudeckst, wo wir nicht grad arbeiten. Vor allem an den Füßen friere ich schnell.
  • Beim Waschen kanns für mich kaum hart genug sein. Erst, wenn es nicht mehr aufhört, zu bluten, war es vielleicht zu viel. Damit kann ich aber leben. Hätte nicht damit gerechnet es extra sagen zu müssen, aber leider doch: natürlich, selbstredend, mei, das gilt doch nicht für das Reinigen offener Wunden sowie Augen, Kehlkopf, Trommelfell, Naseninneres und ähnliche Stellen… ernsthaft ☹

Dies war das Ende meiner ursprünglichen Beschreibung der Grundpflege. Doch dann kam alles anders. Ich habe mich geirrt. Es ist eben doch nicht klar, wie die Grundpflege bei mir ablaufen soll. Was mich konkret dazu bewogen hat, noch mehr Zeit und Energie in eine ausführliche Beschreibung der Pflege zu stecken? Nun, ein paar prägnante Beispiele:

  • Nein. Ein T-Shirt zieht man mir nicht über die Beine aus.
  • Nein. Ich wasche mich einmal am Tag. Nicht dreimal.
  • Am besten, wenn es noch hell ist. Falls du deine Patienten normalerweise erst 20 Minuten vor Dienstende wäscht, empfehle ich dir, nicht davon auszugehen, dass dein Patient ebenfalls auf eine nächtliche Katzenwäsche steht.
  • Mein Rücken möchte auch gewaschen werden. Darauf liege ich 3/4 meines Lebens. Ich begreife bis heute nicht, wie man ausgerechnet meinen Rücken grundsätzlich auslassen kann. Wie faul kann man sein?
  • Nein. Wir nehmen kein Desinfektionsmittel zum Waschen sondern Wasser und Duschgel. Alter, auf was für Ideen Leute kommen.
  • • Nein. Mein Bett ist keine Badewanne. Ich kann es nicht ausstehen, wenn alles glitschig und nass ist. Wenn du schon alles unter Wasser setzen musst, leg wenigstens Handtücher unter. Ich muss nämlich noch den ganzen Tag da drin liegen.
  • • Auch wenn es manch einem schwer fällt, das zu glauben, ich habe ein Leben und das besteht nicht´(nur) aus Pflege.In einer halben Stunde muss die Grundpflege durch sein. Das dauert definitiv nicht zwei Stunden.

Als erstes bereitest du bitte alles vor, was wir zur Grundpflege benötigen. Das da wären:

  • Ein großes Handtuch und vielleicht auch noch ein kleines
  • Ein (richtiger) Waschlappen
  • Eine Schüssel mit klarem kaltem Wasser
  • Eine Schüssel mit lauwarmem Wasser
  • Duschgel
  • Einmalhandschuhe (gilt nur für männliche Pfleger – aus mehr als nur einem Grund)

Ausgangslage ist meine Lieblingsposition, auf dem Rücken liegend mit dem Kopf nach rechts gedreht. Wann immer es bei der Pflege keinen Grund für eine andere Position gibt,  legst du mich bitte immer in die Position zurück.

Stelle das Bett vollständig flach.

Ziehe mir mein T-Shirt hoch.

Am Rücken bzw. an der Schulter musst du das Shirt komplett nach oben ziehen, sonst funktioniert das Ausziehen nicht stressfrei. Glaub mir einfach. Du musst mit deinen Fingern, wie auf dem Foto zu sehen ist, komplett durchgreifen können.

Wenn man das genau so macht, dann lässt sich ein Ärmel nach dem anderen ganz einfach über die Arme ziehen, ohne meine Handgelenke oder auch die Arme und Schulter überhaupt überstrecken zu müssen. Und zwar so, wie in der Abbildung mit meinem linken Arm.

Ich komme mir ja selbst völlig bescheuert vor, dies hier so detailliert beschreiben zu müssen. Aber es ist nichtvorstellbar, was ich schon alles erlebt habe. Dass mir ein ausgebildeter Pfleger das T-Shirt über den Bauch, die Hüfte, nach unten über die Beine und Füße auszieht gehört ja schon fast zu den lustigen Geschichten. Wenn es nicht so traurig wäre.

Manch andere Sache war da halt auch einfach brutal schmerzhaft. Du darfst nicht vergessen, dass ich auch bei größten Schmerzen nicht schreien kann. Allenfalls kann ich, genau nachdem mir die Beatmung alle 12 Sekunden einen Luftstoß gegeben hat, mal ein paar wehleidige Laute von mir geben. Bis dahin wurden meine Handgelenke leider schon viel zu weit überstreckt als es vertretbar gewesen wäre.

Jetzt kommt der zweite Arm dran. Im Foto wäre das dann mein rechter Arm. Also Shirt ganz hoch- und über das Schulterblatt ziehen. Anschließend den Arm durch den Ärmel schieben.

Es folgt die nächste Kleinigkeit, die für mich selbstverständlich ist. Weil das Shirt ja irgendwie über meinen Kopf soll, trennst du jetzt den Schlauch kurz von der Maske, steckst ihn in den T-Shirt Hals durch und schließt ihn wieder an.

Dieser Vorgang dauert keine drei Sekunden und funktioniert immer. Es macht also keinen Sinn, zu versuchen, gleich noch weitere Schritte ohne Beatmung durchführen und in hektische Panik zu verfallen, wenn dann wieder irgendwas nicht klappt wie geplant.

Der Rest ist ziemlich Standard. Ich mag rauhe Waschlappen, am liebsten sogar Peelinghandschuhe.

Nach der Verwendung von Duschgel bitte ich inständig darum, mich mit klarem Wasser wieder abzuwischen. Falls dir das zu viel Aufwand ist, verwende einfach gleich nur klares Wasser. Du stellst dich doch auch nicht unter die Dusche, machst das Wasser aus, seifst dich von Kopf bis Fuß ein und trocknest dich direkt danach wieder ab, oder?

Decke mich immer so weit wie möglich zu. Du brauchst mich nicht fragen, ob mir kalt ist. Nackt ist mir immer kalt. Wenn du mich fragst erweckt es bei mir den Eindruck, es würde schon wieder extra Arbeit bedeuten, mich zuzudecken. Also werde ich in aller Regel trotz Gänsehaut sagen, mir wäre nicht kalt. Um dir keine extra Arbeit zu machen.

Bedenke bitte auch, dass ich weder mit Kopf auf der linken Seite, noch in der Mitte, richtig atmen kann. Wenn ich schon auf der Seite liegen muss – z. B. um meinen Rücken zu waschen – dann geht das nur auf der rechten Seite. Abgesehen vom Rücken waschen gibt es nichts, wozu man meinen Kopf drehen müsste. Ausreden wie „ist mir sonst zu anstrengend“ lasse ich nicht gelten. Dann lassen wir den Teil eben weg.

Davon mal ganz abgesehen gilt wie immer: direkt vor und nach der Kopfdrehung muss ich sofort abgesaugt werden. Beim zurückdrehen ebenfalls.

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