Viel passiert. Krass viel passiert die letzten Tage. Wird ein paar Tage dauern, alles zu erzählen. Das unwichtigste zuerst, ich lebe, gehe meinen Mitmenschen auf die Eier*stöcke. Und es geht mir halbwegs gut. Wenn man davon absieht, dass mein Puls durch die Decke geht und meine Atmung dafür im Keller ist. Im arithmetischen Mittel demnach alles im grünen Bereich. Ursachen? Sowohl psychisch als auch physisch. Meine Knochen tun weh. Seit über drei Stunden bin ich am Abführen. Ich werde nicht fertig. Et kimmt immer wieder was. Reicht schon für zwei Tage. Unter normalen Voraussetzungen. Die Voraussetzungen sind aber nicht normal. Normal wäre, dass ich meine Pfleger*innen mehrfach täglich ans Essen erinnern muss, wenn ich regelmäßig Nahrung zu mir nehmen muss. Es kam in den letzten Tagen vor, dass wir es trotzdem nur auf drei Fläschchen zu je 400 kcal gebracht haben. Das ist zu wenig. Es fehlt an Energie und Ballaststoffen. Und natürlich auch an allen Nährstoffen, das spürst du aber nicht so schnell.
Nun ja, ich habe also meinen Ernährungsplan in unseren Kalender eingetragen. Die Folge, Übermotivation führt dazu, dass man übers Ziel hinausschießt. Ich habe gestern nicht aufgepasst. Dass mir in nur siebeneinhalb Stunden ganze sechs Nahrungen einverleibt wurden fiel mir auf, als es zu spät war. Das drückt auf den Bauch, den Magen, die Lunge. Ist bekannt. War schon immer so, wird sich nicht ändern. Natürlicht nicht. Es liegt in der Natur der natürlichsten Sache der Welt. Es hat Gründe, wieso ich mir so einen strikten Ernährungsplan und Tagesablauf auferlegt habe. Ich werde in Zukunft mehr auf die Einhaltung jenes welchen achten.
Dies sind vortreffliche Themen für unsere Teambesprechung. Die leider bisher nie stattgefunden hat. Es ist dann doch irgendwie auffällig, wie die Geschäftsführung meines Pflegedienstes mit Problemen umgeht. Man erkennt ein Muster. Wann immer ich ein Problem schildere, wird gar nicht erst versucht, eine Lösung herbeizuführen. Es wird nur nach einem Schuldigen gesucht, damit man ichn in der Gruppe öffentlich denunzieren kann, Strafen und Sanktionen androhen kann. Fiel gestern doch glatt mal wieder das Wort Abmahnung. Was eine gequirlte Kacke.
Ich bin jetzt seit über einem Jahr bei diesem Pflegedienst. Die ach so wichtige Teambesprechung soll mindestens einmal im Quartal stattfinden. Tatsächlich stattgefunden hat sie nie. Meine Teamleitung ist nicht dazu befugt, ein Teammeeting anzusetzen. Bereichsleitung Pflege hat mal eins datiert, aber keiner hatte so kurzfristig Zeit. Oder schrieb in der Gruppe direkt, dass sie die eigene Teilnahme nun wirklich nicht für nötig gehalten werde. Sind selbstverständlich immer genau die, die es am nötigsten hätten. Was keinen Rüchschluss auf deren Arbeitsleistung zulässt. Ganz wichtiger Punkt. Es sollte in den routinemäßigen Besprechungen um mich gehen. Um die Veränderungen. ALS ist es gleich, ob sich deine Pfleger*innen schon auf die letzten Veränderungen verständigt haben. ALS macht einfach weiter. Gerade die, die nur ein, zwei Dienste im Monat haben, bleiben auf der Strecke. Also ja, ich denke doch, dass die Teilnahme aller durchaus nicht nur sinnvoll, sondern zwingend notwendig ist. Es gibt heute genügend Möglichkeiten, um eine Teilnahme nötigenfalls digital zu realisieren. Aber es läuft alles auf die entscheidende Frage raus. Wer nimmt das Zepter in die Hand?
Also. Teamleitung darf nicht. Fachbereichsleitung kann nicht. PDL? Auch Pflegedienstleitung genannt. Plappert nur nach, was die Geschäftsleitung sagt. Keine eigene Meinung, keine Durchsetzungskraft. Wobei, nee, kann ich nicht beurteilen. Habe nie erlebt, dass etwas in Eigenregie versucht wurde. Ist aber ohnehin nicht mein Ansprechpartner. Ich soll mich immer direkt an die Geschäftsführung wenden. Aus Gründen, wie mir gesagt wurde. Womit wir uns irgendwie im Kreis drehen. Denn die tut ja nichts.
Fast schon wieder ulkig. Bei der jüngsten Problematik wurde gleich mal neben unserem morgigen Krisengespräch noch eine Teambesprechung für übermorgen geplant. Und die wurde dann nochmal einen Tag vorverlegt. Auf morgen, wo ich bekannterweise Behandlung habe. P flichttermin. Die Geschäftsführung will auch nicht das böse Wort in meiner Gruppe sagen müssen. Die Mitarbeiter seien verpflichtet, innerhalb 36 Stunden von Sonntag Nacht an sämtliche privaten Termine an freien Tagen abzusagen oder zu verschieben. So viel Respekt verdiene sie höchstpersönlich. Einzig bei im Urlaub befindlichen Mitarbeiter*Innen könne man eine Ausnahme machen. Von mir? Mit keinem Wort erwähnt. Respekt? Wofür, falls ich fragen darf? Mein IQ ist nicht so schlecht. Ich muss was verpasst haben.
Ich habe viel erlebt in meinem Leben. Meine Ansprechpartner bei unseren Kunden waren praktisch immer die Geschäftsführer*innen. Liegt in der Natur meines Jobs. Nie zuvor habe ich eine Geschäftsleitung gesehen, die in Sachen Mitarbeiter*innenführung weniger verstanden und so versagt hat. Ich kenne weitaus „schlimmere“ Geschäftsführer*innen. Menschen, bei denen man sich richtig unwohl fühlt, wenn sie nur im selben Raum stehen. Mir macht sowas nichts. Ich stell mich auch in Turnschuhen vor den Kanzleiinhaber mit siebenstelligem Jahresgehalt und erkläre ihm, dass er auch für sein Geld keinen besseren als mich finden wird. Mir bereitet das Freude. Aber man nimmt trotzdem die Furcht und die Angst unterdrückter Mitarbeiter*innen wahr, die einen begleiten. Schlimme Menschen habe ich kennengelernt. Eiskalte Strukturvertriebsleute, Choleriker und Kontrollfanatiker. Oder einfach Menschen, die von Grund auf nur auf ihren eigenen Profit aus waren, denen Mitarbeiter*innenrechte scheißegal waren und daraus auch keinen Hehl machten. Aber es hatte Gründe. Immer hatte es Gründe. Sei es im schlimmsten Fall ein krankhaftes Leiden. Was willst du schon tun, bei einer bipolaren Störung beispielsweise. Richtiger Mist ist das. Wer das nicht in der eigenen Familie mitmacht kann das, bei allem Respekt, kein Urteil darüber erlauben. Aber wie gesagt, Gründe, die gab es immer. Damit umzugehen kann man lernen. Oder sich dafür entscheiden, mit solchen Menschen eben nicht zusammenzuarbeiten. Aus ethischen Gründen, wenn du so willst. Wer behauptet, man habe manchmal keine Wahl, ist nur zu feige und zu bequem für die Wahrheit. Ich mache vieles für Geld. Aber nicht, mich selbst verkaufen. Das ist nie passiert und wird auch nicht mehr zu meinen Lebzeiten passieren. Diese Einstellung hat mich sogar mal meinen Job gekostet. Doch meine Integrität ist mir geblieben.
Nur, was tust du, wenn es keine Gründe für die Fehltritte gibt. Wenn dich das Gefühl beschleicht, da fehlt schon das Bewusstsein dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist mit dieser Art von Führung. Ich werde den Eindruck nicht los, nach diesem „Durchgreifen“ im Stil eines Gefangenenlagers glaubt man wahrhaftig, dafür habe man Respekt verdient. Die einzigen, die sich Respekt verdient haben., sind drei haben sind drei meiner Pflegekräfte, die sich für einen anstrengenden ALS Patienten aufopfer,n. Und die wissen, dass sie gemeint sind, wenn sie das hier lesen.
Ich sage nicht, es läge an Unvermögen. Aber vielleicht liegt es an Unvermögen. Dagegen kann man nicht argumentieren. Damit, dummerweise auch nicht. Und so schloss ich die absurdeste Gruppenchatdiskussion aller Zeiten jäh.
Ich würde die Diskussion an dieser Stelle gerne abbrechen. Ich finde eure Art der Kommunikation und Unternehmensführung lächerlich. Es tut mir leid, dass ich keine anderen Worte finde für den Kindergarten, den ihr veranstaltet.
Die Termine für Dienstag und Mittwoch sage ich hiermit ab. Diese waren gedacht, um Probleme in meiner Versorgung zu besprechen und nicht, um eure internen Rangeleien und dummes Machtgehabe vor dem Kunden auszutragen.
Alles weitere mich betreffende klären wir zu gegebener Zeit.