Ich finde, ich habe das Thema Palmöl doch zu kurz kommen lassen. Nestlé verwertet jährlich Immerhin 320.000 Tonnen davon1https://www.greenpeace-bonn.de/tag/nestle/. Um beim von mir so geliebten Wetten zu bleiben… Ich wette, du wusstest, dass für die Herstellung des in praktisch jedem fetthaltigen Produkt von Nestlé – prominentes Beispiel KitKat – die Lebensräume und Tiere der Regenwälder Indonesiens und Malaysias auf barbarische Weise für immer zerstört werden2https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjz5c_jiYSAAxXWSPEDHf83AL4QFnoECGsQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww-docs.b-tu.de%2Fnachhaltigkeit%2Fpublic%2FEco-Tipps%2FArchiv%2F202109_Eco-Tipp_September.pdf&usg=AOvVaw2SkwykhN9qeIuycZFC_9LE&opi=89978449. Laut der Umwlorganisation Greenpeace gehen in Indonesien wegen Palmöl jeden Tag rund 20 Quadratkilometer Regenwald verloren3https://www.rnd.de/politik/nestle-die-kritik-an-dem-lebensmittelkonzern-wird-groesser-OZBT5BO3ONDZDEYE4WUQ3SIX5Y.html. Plantagen, Brandrodung, Monokultur, Artensterben4https://www.greenpeace-bonn.de/tag/nestle/. Kennt man ja. Okay.
Ich wette aber, du wusstest nicht, was mit Orang Utans passiert, die nicht der Brandrodung zum Opfer fallen? Außer vielleicht, falls du in diesem Blog dazu zwischen den Zeilen gelesen hast (nachzulesen hier). Die werden unter anderem als Nutten verkauft, weil sie noch billiger sind als menschliche Sexsklav*innen5https://www.mimikama.org/geschaeft-mit-affenprostitution/. Es gibt damit unzählige Videos im Netz. Die machen da gar keinen Hehl draus, so „normal“ ist das bereits. Ich empfinde das als so verstörend, dass ich es nicht einmal verlinken möchte. Wie Google funktioniert, weißt du sicher.
Der Öffentlichkeit Lügen aufzutischen hat bei Nestlé übrigens lange Tradition. Die Palmöl-Problematik führte Anfang der 2000er Jahre unter massivem Druck der Öffentlichkeit dazu, dass Nestlé 2010 endlich Besserung gelobte. Bis 2015 wolle man Palmöl nur noch aus nachhaltigen Quellen beziehen. Mal abgesehen davon, dass es nicht nachhaltig sein kann, eine deutsche Butter aus Profitgier mit Palmöl aus Fern-Südost zu strecken, völlig irrelevant, wie die produziert wird (meine Meinung), schafft Nestlé bis heute nicht einmal, deren eigenen Maßstab an Nachhaltigkeit umzusetzen (eine Messung)6https://modern-wealth.de/nestle-die-vielen-skandale-des-schweizer-lebensmittelkonzerns/.
Und was für ein Maßstab von Firmen angesetzt wird, die sich wie Nestlé auf Greenwashing verstehen, da möchte ich einen lesenswerten Bericht des Goethe Instituts zitieren. So hat etwa der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl 1934 Vollmitglieder, darunter 973 Konsumgüter- und Handelsfirmen, 887 Palmölfirmen und 15 Banken – aber nur 50 NGOs. Entsprechend gibt es auch keine oder nur wenig wirksame Sanktionen, wenn die Mitglieder gegen die – oft ohnehin schwachen – Vorgaben verstoßen, die sie selbst mitbestimmen7https://www.goethe.de/ins/ar/de/kul/sup/sos/22457340.html. Für mich klingt das alles nach verkappter Selbstkontrolle.
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Und so kannst du dir praktisch jedes Produkt ansehen, kaum eines wird ohne Tierleid produziert. Es ist mir wichtig, dass allen Aussagen evidenzbasierte Messungen zugrunde liegen. Natürlich ist es comod, dass die Messungen durchweg meine Meinung bestätigen. Nestlé ist scheiße. Full stop. Ob es das industriell hergestellte Milchpulver ist8https://www.vier-pfoten.de/unseregeschichten/presse/mai-2023/vier-pfoten-untersucht-schokoladenhersteller-auf-tierwohl-bemuehungen (wobei ich Mich ja eh ganz schlimm finde und schon ewig nicht mehr getrunken habe, lange bevor ich Veganer wurde, anderes Thema), nicht als solche gekennzeichnete Gen-Milch in Säuglingsnahrung9https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/landwirtschaft/oekologische-landwirtschaft/achtung-gen-milch-nestle-milupa, die an Tieren getesteten Produkte von Ralph Lauren10https://www.crueltyfreekitty.com/brands/ralph-lauren/ (ich tippe auf Duftstoffe im Parfum, Lösungsmittel in Farben in der Textilindustrie, man findet leider wenig brauchbare Details dazu), die Geflügelproduktion für grosse Konzernmarken wie Buitoni, Wagner, Maggi oder Herta, die bis heute noch nicht einmal den EU-Mindeststandards entspricht11https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/nestle-setzt-auf-das-fleisch-von-gluecklicheren-huehnern-15663930.html. Verkauft wird das alles unter dem fadenscheinigen Deckmantel der angeblichen Nachhaltigkeit.
Noch ein Beispiel. „Save the Planet“ steht auf Hundefutter der Nestlé-Marke Terra Canis. Für jede verkaufte Fleischdose dieser Edition soll eine Spende in die Aufforstung von Wäldern, in die Produktion von Solarlichtern in Afrika oder die Ozeansäuberung fließen. Was nicht auf der fleischhaltigen Hundefutter-Packung steht: Dass es gerade der immense und weltweit wachsende Fleischverzehr ist, der maßgeblich zur Zerstörung von Wäldern beiträgt. Diese werden unter anderem vernichtet, um Viehfutter wie Soja anzubauen, und das vorzugsweise in klimaschädlichen Monokulturen12https://www.goethe.de/ins/ar/de/kul/sup/sos/22457340.html. Es ist einfach alles scheiße an Nestlé. Ach, das mit dem Hundefutter wusstest du nicht? Doch, doch, auch das bekannte Katzenfutter Felix ist in Wahrheit Nestlé13^^https://www.nestle.de/marken/alle-marken/felix
Das war noch nicht alles. Man plant ja nicht einmal die Einhaltung der EU Richtlinien und sagt das offen in Interviews. Bis 2026 habe man sich vorgenommen, dass Nestlé Produktionsstätten die Mindeststandards der EU einhalten „sollten“14https://www.schweizerbauer.ch/markt-preise/marktmeldungen/nestle-mehr-tierwohl-fuer-huehner/. Ja. Sollten. Man kann sichs ja in drei Jahren nochmal überlegen. Je nachdem, ob die Verbraucher auf weniger umweltschädliche Alternativen umsteigen oder nicht.
Das war noch nicht alles. Das hehere Ziel, sich die Mindeststandards als Ziel für irgendwann, dann, zu setzen, gilt natürlich nur für den europäischen Markt. Im Rest der Welt sieht Nestlé offensichtlich keinen Handlungsbedarf. Ich frage mich ernsthaft, ob es in der EU überhaupt Kontrollorgane für Tierschutz gibt. Es kann doch nicht richtig sein, dass sich ein Konzern wie Nestlé geltende europäische Vorgaben mit Füßen tritt und keinen interessierts. Nestlé, ihr seid scheiße.
Das war noch nicht alles. Im jüngsten Marketingvideo setzt Nestlé nochmal einen drauf. Ich frage mich, was die genommen haben. Wahrscheinlich zu viel am hauseigenen Tee geschnüffelt. Anders kommt man doch nicht auf solche Ideen. Da stellt sich echt eine bezahlte Schauspielerin hin und tut so, als würde sie im kritischen Interview-Stil Experten zum Thema Nachhaltigkeit befragen. Aber es sind ausnahmslos Nestlé Mitarbeiter zu hören. Im Ergebnis stellt sich die gescriptete Moderatorin solo vor die Kamera und kommt zum Fazit der Befragung von Fachleuten:
Palmöl-Monokulturen in Südostasien können also nicht nur nachhaltig sein, sogar richtig gut für die Umwelt.
Nestlé zum Impact der Palmölproduktion auf die Natur
Holy Scheiße. Leider ist das Video nicht mehr im Original auf der Nestlé Webseite verfügbar. Binnen kürzester Zeit hagelte es in der Bubble einen Shitstorm sondergleichen, sodass die Kampagne aus der Firmengeschichte ausradiert wurde. Mit ausradiert meine ich wirklich weg, unauffindbar, gone. Lediglich als Quelle aus zweiter Hand ist es bei namhaften Youtubern noch als reaction zu sehen15https://youtu.be/MwBDXloO5OY. Alle Achtung, Nestlé. So schafft man Transparenz und Vertrauen beim Konsumenten.
Es liegt also an uns. Wir haben es in der Hand.
Geld regiert eben doch die Welt. Zumindest so lange noch, wie es sauberes und sicheres Wasser und Insekten gibt, die Grundlage von allem, was wir essen und trinken. Wenn wir keine Insekten mehr haben, ohne die keine Kaffeebohne wächst und kein Wasser, um Kaffee aufzubrühen… brauche ich mir wenigstens nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, wie ich meinen Gästen ohne die schicke Nespresso Professional in der Küche leckeren Kaffee anbieten kann. An die richtige Kaffeemaschine im Wohnzimmer lasse ich meine Pfleger*innen nicht ran. Die schaffen ja nicht einmal zwei Stunden, den Wohnzimmertisch sauber zu halten.