Ja, ich weiß, dass es so etwas bei jedem Pflegedienst irgendwo in der Akte gibt. Theoretisch. Vielleicht sogar auch praktisch. Aber selbst dann bleiben solche Pläne pure Theorie. In der Praxis funktionieren die nicht.

Ich habe Sachen erlebt, die kann man sich nicht vorstellen. Eine (der deutschen, englischen, französischen und spanischen Sprache nicht mächtige) Pflegerin hat ernsthaft mal Notarzt und Rettung verständigt, weil meine Sauerstoffsättigung unter 85 gefallen ist und sie in ihrer eigenen Panik weder in den lächerlichen Plan ihres eigenen Pflegedienstes geschaut noch verstanden hat, was ich versuchte, ihr zu sagen. Der Notarzt war binnen Minuten vor Ort. Die Verwunderung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Was der Grund dafür sei, dass in so einem Fall kein Sauerstoff gegeben wird, wo doch mein Sauerstoffkonzentrator neben dem Bett steht. Weil mich die Pflegerin nicht versteht, ist die einzige Antwort, die ich zu geben vermag. Als die gesammelte Mannschaft vom RTW einläuft ist mit 2 Liter O2 schon alles wieder gut und ich kann nicht mehr tun, als allen einen frischen Kaffee oder eisgekühltes Red Bull anzubieten. So viel dazu, was ich von üblichen Notfallplänen halte. Nichts.

Meiner ist – wen wunderts? – anders.

Ich bin ein Fan von einfachen ja/nein Fragen. Und mal ehrlich, was für einen Notfall kann es schon bei mir geben, bei dem ich mich nicht mehr per Augensteuerung verständigen kann, außer eben den einen und zugleich leider schlimmsten Notfall, den ich kenne oder mir vorstellen kann: Akute Atemnot. Ursache völlig gleichgültig. Ob Verschlucken, Verschleimen, Vertrocknen der Atemwege, Verkleben der Bronchien, ob „echte“ messbare Atemnot oder nur subjektiv empfundene, ob physisch induziert oder psychisch, es ist alles derselbe Mist und führt schnell zu einer Panikattacke. Und wenn die erstmal da ist, dann ist eh alles zu spät.

Um auf meine geliebten ja/nein Fragen zurückzukommen, mein Notfallplan ist ein banaler Fragenkatalog, der uns im Fall der Fälle den Arsch rettet:

  1. Werte messen? (Pulsoxi)
  2. Sauerstoff? Falls ja: 4 Liter? Falls nein auf 2 Liter stellen.
  3. Maske wechseln?
  4. Absaugen?
  5. Auf Rücken legen und Kopf nach rechts?
  6. Auf andere Seite lagern?
  7. Husten? (gemeint ist natürlich Cough Assist)
  8. Inhalation?
  9. Rücken abklopfen?
  10. Tavor?
  11. Morphium?
  12. Abwarten?
  13. Notarzt rufen?

Und diese Fragen werden wiederholt, bis entweder wieder alles gut ist oder der Notarzt da ist. In der Zwischenzeit gehen wir gerne alternative Pläne durch.