Dieser Artikel ist Teil einer Beitragsreihe.
Ich nahm an, den Gipfel der Idiotie erreicht zu haben als man mir sagte, man bräuchte keine sterilen Handschuhe beim Legen des Blasenkatheters. Und dann hatte ich auf wundersame Weise einen Keim da unten. Der sei aus dem Krankenhaus und erst jetzt bemerkt worden, war die These. Hm, aber am Schwanz hat mich da keiner vom Krankenhaus angefasst, schon vergessen? Da hab ich doch 7.000,- € bezahlt für die Pflege, die ihr übernehmen durftet.
Und dann klingelte bei der nächsten vergleichbaren Tätigkeit mal das Festnetz-Telefon und wurde mit bis dahin sterilen Handschuhen beantwortet. Anschließender Kommentar der Pflegekraft – Zitat – „Naja, das Telefon ist sauber.“. Wäre ich gläubig, ich würde glatt vom Glauben abfallen. Und ich hatte mal vor, ein Schild aufzuhängen auf dem steht, dass man sich nach dem Pissen gefälligst die Hände zu waschen hat. Aber wenn ich mit solchen provokativen Maßnahmen anfange, wo höre ich dann bitte auf?
Puh, da liegt noch ein weiter Weg vor uns. Oder auch nicht. Ich weiß nicht, ob hier nicht möglicherweise unterschiedliche Kulturen und Mentalitäten unvereinbar aufeinander treffen. Was soll ich mit jemandem eine Diskussion führen, der Homosexualität als Krankheit ansieht? Oder mir erklärt – und das war jetzt dann wirklich die Spitze des Eisbergs in Sachen Hygienestandards – die Schläuche von Magensonde und Blasenkatheter sind beide sauber, die kann man aneinander fixieren, was soll da schon passieren?
Ich bitte um ein Foto. Ich traue meinen Augen nicht. Ich lasse mir nichts anmerken und bitte darum, mir das Foto zu schicken. Obwohl ich behaupte, das Bild für meine Pflege-Anleitung verwenden zu wollen, was ja ein Kompliment wäre, wird mir die Dokumentation per Foto verweigert. Da weiß also jemand ganz genau, dass man das nicht tut. Dann frage ich mich aber, wieso man es eben doch tut, bei mir.
Ein Foto müsste ich daher aus meinem Gedächtnisprotokoll mit Freunden nachstellen. Auch wenn die Existenz des eidetischen Gedächtnisses insbesondere bei Erwachsenen nicht erwiesen ist, solche Bilder vergisst mein Hirn nicht. Zugegeben, nicht nur solche Bilder vergisst meine Wenigkeit nicht.
Schätze meine Eltern bekommen heute noch die Krise, wenn sie an mein Abitur zurückdenken. Wie sie mich eine Woche vorher fragten, ob ich nicht langsam fürs Abi lernen sollte. Und ich der Meinung war, ich würde morgen oder übermorgen beginnen, die zusammenfassenden Bücher für die Prüfungen zu lesen, das müsse reichen. Was es auch tat. Ich sage besser nicht, mit welchem Schnitt. Sonst bringe ich hier noch neue Hater gegen mich auf. Stochastisch dennoch hochinteressant. Stichwort gutaussehend – sportlich – intelligent. Eigener Artikel dazu ist in Arbeit.
Wie dem auch sei, das Foto hat sich in mein Langzeitgedächtnis eingebrannt wie die fettigen Überreste tierischen Kadavers am Rost nach dem Grillen. Ui, Potential für noch mehr Hater. Also zurück zur Pflege, wo ich unfreiwillig zum Hater werde. Gestern erst fragte ich meine Freundin, ob ich zu anspruchsvoll bin. Wie aus der Pistole geschossen kommt retour, dass ich schon immer sehr fordernd war. Ja, mag schon sein. Ist das eine schlechte Eigenschaft von mir? Nein, ich finde nicht. Ich habe immer viel geleistet in meinem Leben. Entsprechend hoch ist mein Anspruch. Das unterschreibe ich sofort. Die Sache hat nur einen Haken. Wir sprechen hier von absoluten Basics der Vermeidung von Infektionen. Was ganz offensichtlich gleich zweimal hintereinander innerhalb von weniger als zwei Monaten nicht geklappt hat. Ich habe in den vergangenen vier Monaten mehr Antibiotika zu mir genommen als in meinen 43 Lebensjahren davor. Ich frage mich ernsthaft, wo das noch Raum für eine Diskussion lassen soll. Und lustig finde ich das auch nicht, das Lachen ist hier fehl am Platz.
So. Und was hat das jetzt alles zu tun mit der ursprünglichen Fragestellung? Es ging doch eigentlich um den Tracheostoma, die Kanüle. Was das damit zu tun hat, worüber ich mich die letzten Seiten so aufrege? Alles und nichts.
Nichts. In Nichts auswirken sollte sich die fachliche Qualität meiner PflegerInnen auf meine Entscheidung für oder gegen die Kanüle.
Alles. Alles stellt meine Entscheidung in Frage, wenn dann jemand einen direkten Zugang in die Luftröhre pflegen und reinigen soll, den ich weiter oben gezeichnet habe.