Dieser Artikel ist meiner Freundin und Lebensgefährtin Sarah gewidmet.

Bei Shrimps muss ich als erstes daran denken, wie viele ich davon in meinem früheren Leben gegessen habe. Echt fies, wenn mir heute nur beim Gedanken daran schon buchstäblich schlecht wird.

Dabei sind die Viecher so cool. Schauen wir uns mal den Mantis Shrimp an. Kaum eine Farbe, in der es nicht eine Art davon gäbe, es gibt sogar welche in pink. Und doch sind es Raubtiere, die Ihre Beute mit der Kraft einer Pistolenkugel erschlagen oder mit tödlich scharfen Krallen aufspießen. Ihr Panzer ist ein materialwissenschaftliches Wunderwerk. Er absorbiert den Rückstoß der eigenen Schlagkraft eines Kaliber 22 Revolvers und leitet sie ab. Sonst würde das Tier bersten. Es gab Versuche, sich diese Technologie in Panzern und anderem technischen Gerät zunutze zu machen. Nach meiner Kenntnis ohne Erfolg.

Untereinander schaut das ganz anders aus. Viele Mantis Shrimps beziehen mit ihrem Partner bzw. ihrer Partnerin eine gemeinsame Höhle, kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs und – jetzt halt dich fest – bleiben ein Leben lang zusammen. Das sind meist um die fünf Jahre. Können aber auch mal bis zu zwanzig Jahre sein. Haben mir einiges voraus. In ihrer Höhle und anderen Verstecken verbringen sie die meiste Zeit. Trotz ihrer immensen Schlagkraft, durch die sie sogar Unterwasser über 4.000 Grad heiße Blitze erzeugen können, führen sie ein Leben im Verborgenen.

Noch eine Besonderheit, die sie einzigartig macht, sind ihre Augen. Die sind mal mega abgefahren. Damit habe ich mich vor längerem mal näher beschäftigt. Und habe einige Dinge nicht so ganz verstanden. Mein Trostpflaster, die Autor*innen wohl auch nicht. Die Augen sitzen beim Mantis Shrimp weit oberhalb des Körpers an stabähnlichen Verlängerungen. Sie lassen sich unabhängig voneinander bewegen und auch individuell auf völlig unterschiedliche Distanzen fokussieren. Die Informationen werden nach aktuellem Wissensstand direkt simultan ins Gehirn übertragen, müssen dort nicht erst verarbeitet, zum großen Ganzen zusammengesetzt und interpretiert werden wie bei uns Menschen. Der Mantis Shrimp kann also gleichzeitig das Buch in der Hand und das Fernsehbild scharf sehen. Wobei ihm Fernsehen zu fad ist, denn mit seinen 12-16 verschiedenen Farbphotorezeptoren – dreimal so vielen wie beim Menschen – sieht er mehr Information als heutige Kameras erfassen. Man forscht ganz aktuell an mehreren Universitäten und Tech Unternehmen daran. Ich versuche mal wieder einen wissenschaftlich sehr wackeligen Vergleich, der aber veranschaulicht, wie krass das ist und wieso in der Erforschung dieser Technologie so viel Kohle steckt.

Stell dir vor du bist zum ersten Mal in deinem Leben im 3D-Kino. Der durch die Brille entstehende Effekt basiert auf polarisiertem Licht. Und jetzt setzt du dir noch eine zweite und dritte Brille auf mit einer Technik, die noch nicht erfunden wurde. Jetzt siehst du die Welt mit anderen Augen. Du kannst DVDs lesen, bist aber handelsüblichen DVD Playern und jedem anderen uns bekannten Lebewesen technologisch überlegen. Du kannst plötzlich Krebszellen am menschlichen Körper erkennen, noch bevor sie zum Tumor werden. Gesunde Zellen reflektieren zirkular polarisiertes Licht nämlich anders. Und das ist noch nicht alles. Wir wissen noch so wenig. Weil wir es mit unserem Auge nicht sehen und noch keine Kamera entwickelt haben, die das uns verborgene sichtbar macht, ist es schwer zu sagen, was wir nicht sehen. Was wir mittlerweile noch wissen ist, dass Mantis Shrimps mit bloßem Auge die Aktivität von Neuronen sehen. Das ist heftig. Wenn man eine Kamera hätte, die das kann…

Es ist an diesen todsüßen Tierchen einfach alles faszinierend. Mantis Shrimps ernähren sich nicht wirklich vegan. Es gibt grundsätzlich zwei Arten. Die einen spießen ihre Beute auf, die anderen erschlagen sie mit einer krassen Druckwelle. Einige Arten werden 45 cm groß. Entsprechend vielfältig fällt ihr Speiseplan aus. Fische, Krebse, Muscheln, Schnecken, Würmer, Garnelen und Tintenfische. Sie gehören wie alle Tierarten nicht ins Aquarium. Wenn sie ihre eigene Reflexion im Glas erkennen, bekämpfen sie diese und schlagen mitunter Löcher und Risse ins Glas, sofern kein Panzerglas verwendet wurde. Was es für Aquarien auch extra deswegen zu kaufen gibt. Ziemlich ohne Frage Tierquälerei, aber alles, was aus dem Meer kommt, unterliegt ja nicht dem Tierschutzgesetz. Also, theoretisch schon, aber in den einzelnen Paragraphen ist dann wieder nur von Wirbeltieren die Rede und nun ja, Krustentiere haben einen Panzer, keine Wirbelsäule, sind also keine Wirbeltiere. Der Gesetzgeber glaubt halt wirklich, dass Meerestiere keine Gefühle haben oder was weiß ich. Hat da schon mal jemand überlegt, dagegen zu klagen?

Mal ganz abgesehen davon, dass die Anwendbarkeit unseres Tierschutzgesetzes ohnehin ein schlechter Scherz ist. In § 2 S. 1 TSG in der aktualisierten Fassung von 2022 heißt es unmissverständlich, wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen. Das schließt alle nicht-domestizierten Tiere für die Haltung als Haustier aus. Wildtiere gehören in die freie Wildbahn und nicht in den Käfig oder ins Aquarium.

Zugegeben, der Mantis Shrimp hat übrigens nichts mit einem Shrimp zu tun. Mit der Gottesanbeterin (englisch „mantis“) aber auch nicht. Er gehört zu den Stomatopoden und es gibt… Wissenslücke, ich glaube 450 verschiedene Arten. Mantis Shrimps sind 170 Millionen Jahre älter als die Dinosaurier und obwohl der Mensch ihr größter Feind ist mit Thunfischen, gelten sie als derzeit ungefährdet. Ach ja, auch wenn sie keine Shrimps sind, essen tun wir sie trotzdem. Zum Beispiel in der mediterranen Küche.

Und weil heute Montag ist, na ja und weil ich die Jagdmethode so krass finde, gibt’s heute mal ein Video. Noch dazu ein Aquarium Video. Wo ich ja Aquarien so liebe. Aber in freier Wildbahn sieht man das selten, wenn gerade eine High Speed Kamera am start ist. Sir David Attenborough hätte vielleicht was in peto, aber das dürfte ich aus Urheberrechtsgründen wohl eher nicht zeigen.

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Quelle: https://youtu.be/tdXDAPXDiYQ

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Und weil ich Weltverbesserer ja immer noch vorhabe, die Welt zu retten, gibt’s hier noch die passende Grußkarte aus meinem Merch Shop dazu. Falls du dauerhaft die Meere schützen möchtest, kannst du eine Meerespatenschaft übernehmen. Ich habe eine solche für 180,- € im Jahr über den NABU abgeschlossen.

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Mantis shrimps may be small, beautiful and boast vibrant colors, but they are also deadly and are able to club prey with the force of a bullet or spike them with lethally sharp claws. There are around an incredible 450 species of mantis shrimp worldwide, and their colors range from shades of brown to bright, green, red and blue. Stomatopods began evolving independently from other members of the class Malacostraca nearly 400 million years ago, about 170 million years before dinosaurs. (Murex Dive Resorts)


Artist: Paddy | insta @paddylicious

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