Eigentlich gehörst du dafür geschlagen

Frühere Ausgaben
Woche 25: Maskendrama
Woche 24: Pfleger*innens Diagnosee
Woche 23: Pflegebeauftragte
Woche 20: MDK Gutachterin
Woche 19: Pflegedienst

So schnell kanns gehen. Grad erst die Folge von letzter Woche online gestellt und schon die nächste Hit-Liste. Heute wirds kurz. Ich weiß ich sage das öfter, aber heute wirds wirklich kurz und knackig. Hab ja alles erzählt. Die Geschehnisse wiederholen sich. Witzige Geschichte, die das Gemüt in ein paar ansonsten nicht so tollen Tagen zu erheitern vermochte, meine Mum hat meine alte Abizeitung aus den Untiefen deren Hauses ausgegraben. Eigentlich, um zu überprüfen, ob zu Schulzeiten von meiner Schwester und mir unser Lehrer für Wirtschaft/Recht wirklich Günter Glebsch hieß, was ich behauptet hatte. Es konnte sich keiner von uns noch erinnern. Ich musste nur erst wiederfinden, wo ich Erinnerungen an mein Abi 1999 im Langzeitgedächtnis abgelegt hatte, um an allen anderen Stellen Raum für wichtigeres und akuteres zu schaffen. Wie auch immer, in der Abizeitung stand ja auch ein Bericht über alle Teilnehmer*innen. Und damals schon, im letzten Jahrtausend, buch-bzw. zahlstäblich, stand in den heute noch so treffenden Worten etwas in der Art

so verquer sind meist auch seine Gedanken, also, wenn Ihr mal keine Ahnung habt, wovon Patnck redet, keine Sorge, da seid ihr nicht allelne

Zahlstäblich, das wär ein lustiges Wort. Nicht so gut wie Kumquat, aber nicht schlecht. So viel mal dazu.

Gestern Abend hatte ich ganz liebe Überraschungsgäste. Plötzlich standen Sofi, Geli und Erik mit den beiden Hunden vor mir. Haben einen Schlüssel, was schon für ganz andere Überraschungen gesorgt hat. Nachzulesen hier. Und hier. Das wars dann halt aber auch schon mit den gemütserheiternden Dingen. Der Rest war eher so mittel.

Die erste Wochenhälfte lag ich komplett zermattet vor mich hinsieched rum, hab wenn ich ehrlich bin ganz schön um Luft gerungen. Die letzten zwei Tage des Besuchs meiner Schwester, die seit vielen Jahren in Spanien lebt, konnte ich deshalb nicht so wirklich genießen. Die Atembeschwerden sind etwas weniger geworden, meine Atmung ist aber noch weit entfernt von gut. Ist interessanterweise ein sehr Pfleger*in abhängiges Ding. In dem Fall tatsächlich gar nicht auf das Zwischenmenschliche bezogen, sondern aufs Fachliche. Auch der korrekte Sitz der Beatmungsmaske ist ganz enorm wichtig für eine gute Atmung. Wer hätte das gedacht? Meine Pfleger*innen diskutieren unbeirrt weiterhin mit mir darüber, ob die Maske richtig sitzt oder nicht. Siehe hier. Ach, das ist doch müßig, das. Fast so, als käme da die Anweisung von oben. Ein Patient mit Kanüle bringt schließlich mehr Geld bei weniger Arbeit. Und du kannst jeden Zeitarbeiter zum Kunden schicken, der einen Gartenschlauch am Wasserhahn anschließen kann. Ist doch wahr. Und gänge Praxis.

Dann muss man auch nicht mehr ständig so teures Personal zu mir schicken. Sind schließlich alle Ärzt*innen, meine Pfleger*innen. Platz 5. Mehr sog i dazu neda.

Dienstag. Titelbild. Eigentliche Story. Veröffentlichen. Klick. Fertig, die Zweite.

  1. Mich abdecken, mich komplett nackt ausziehen und im Bett mit Flächendesinfektion „reinigen“, mich dann auch noch von Kopf bis Fuß einzuseifen. Und mich zwei Stunden frieren lassen, bis man die Wäsche fertig hat. Mehr dazu? Findest du hier: Grundpflege

  2. Jetzt habe ich Gewissheit. Meine über alles geliebte Schwester ist zu Besuch. Und macht Fotos von meiner Maske, und zwar jedes Mal, wenn einer meiner Pfleger behauptet, das Band hinten ist schon hinter den Ohren- Es ginge nicht höher. Ich irrte mich, habe Wahrnehmungsstörungen, bilde mir das nur ein. Die Fotos jedoch bezeugen das Gegenteil.

  3. Du erinnerst dich noch an meine Nagelfalzentzündung? Gefühlt Monate her ist das. Während des letzten Besuchs meiner Schwester in Deutschland war das. Und die kommt mich – Yippieh! ? – nächste Woche wieder besuchen. Die wird Augen machen, wenn sie das kommende Woche sieht. War schließlich fast besser, nachdem mein Arzt sagte, bitte nix drauftun. Einfach nur desinfizieren und in Ruhe lassen. Ähm, in Ruhe lassen und dem Arzt vertrauen, das können meine Pfleger nicht. Also abgesehen von der Sorte, die sogar nach expliziter Aufforstung kaum der Bitte nachkommt, mich nachts ordentlich zu lagern.

    Story folgt. Kleiner Teaser. Pflger*in A hat selbständig beschlossen, das nicht mehr desinfiziert wird. Äh Moment? Ja, derselbe Pfleger hat auch grad Eiter rausgedrückt. Da passieren so weirde Sachen, seitdem er tagelang völlig erschöpft und überhaupt nicht aufnahmeföhig von seinem PDl zum Dienst bei mir gezwungen wurde. Ich glaube wirklich – also wirklich wirklich – er hat Post-COVID. Pfleger*in B hat, ohne Anordnung und ohne mich zu Fragen, Lavanid draufgeschmiert. Pfleger*in C hat dran rumgepult. Pfleger*in D hat Kruste entfernt, obwohl der Arzt extra sagte, dass wir genau das nicht tun dürfen. Pfleger*in E erzählt mir, das alles super verheilt ist und ich meinem Arzt nichts davon sagen soll. Dass ich angeblich Schmerzen habe kann eigentlich nicht sein.

    Ich informiere meine Pfleger*Iinnen und informiere trotzdem meinen Arzt. Er kommt umgehend vorbei. Erneute Entzündung. Eiter. Blut. Irgendwelche verunreinigten Salbenrest. Abstrich aus der Haut entnommen und ans Labor geschickt. Danke auch. Ans ganze Team.

  4. Dem Überraschungsbesuch, der mit eigenem Schlüssel am Samstagmorgen die Wohnung betritt, eines der wohl unglaubwürdigsten Ammenmärchen auftischen, das ich je gehört habe. Die Büchse Jackie Cola hat selbstverständlich nicht er getrunken. Die hat – Zitat – irgend so ein vollkommen retardierter in den Müll geworfen und jetzt riecht die ganze Wohnung danach. Er hat sie aus dem Müll geholt um sie auszuspülen. Mehr dazu? Findest du hier: Der gefühllose Kranke.

  5. Diskussion mit einer Pflegekraft darüber, ob es sich tatsächlich um eine Nagelfalzentzündung handelt, wie es mein Arzt behauptet. Sie ist da nämlich anderer Meinung. Wenn es nach ihr geht, muss ich mir sofort eine neue Fußpflegerin besorgen. Meine hat nämlich sehr schlecht gearbeitet und nicht einmal etwas gegen den eingewachsenen Nagel getan. Wie sie das besser beurteilen kann als mein Arzt, der bereits zweimal die Verletzung mit Skalpell und Co. untersucht hat? (Übrigens nachzulesen hier und hier.) Weil sie das Problem auch hat. Ach, Leute, ihr gehts mir echt auf den Sack.

  6. „Ich muss jetzt einen kleinen Whisky von dir trinken.“ (sagte er, ignorierte mein Dimenti und leerte die Flasche bis zum Dienstende) Mehr dazu? Findest du hier: Inventur Olé

  7. Mich über eine Stunde in der Scheiße liegen lassen, weil Nachtdienst kurz auf knapp kommt und so gestresst ist, dass der eigene Kaffee wichtiger ist. Dabei hätte ich so gerne die Zeit genutzt um mich sauber zu machen, weil meine drei Freunde, die zu Besuch sind, grad im Esszimmer dinieren. Muss ja echt nicht sein, dass man mir den Arsch abwischt, wenn meine Freunde daneben sitzen. Mehr dazu? Findest du hier: Schichtlein, wechsel dich.

  8. Eine Spritze mit trüber Flüssigkeit gefüllt beim Waschbecken finden und mir über die PEG geben zu wollen, ohne zu wissen, ob das eine Tablette, Putzmittel oder sonstwas ist.

  9. Die MDK Gutachterin kommt zu dem Ergebnis, dass bei meiner ALS keine pflegerelevanten zu erwarten sind. Das habe ich schriftlich.

  10. Die Dame von der AOK hört mir einfach nicht zu. Oder sie will mich nicht verstehen. Wahrscheinlich beides. Ich sag ja nicht, dass ich das gewohnt bin. Aber ich bin es gewohnt. Dass sie mir allen Ernstes weismachen will, gegen meinen durch Zerfall des motorischen Nervensystems verursachten Muskelschwund helfe die Anlage eines Gastostomas mittels Stomabutton, ist die Spitze des Eisbergs. Nicht nur, dass dieser „Button“, von dem sie spricht, keinem einzigen meiner Ärzte geläufig Ist. Die Recherche ergibt, dass es sich um so etwas wie eine PEG für Säuglinge und Kleinkinder handelt. Wie in aller Herren Länder soll das den Refall von Nervenzellen aufhalten?