Dieser Artikel ist Teil einer Beitragsreihe.

Damit es mit einer dauerhaften Maskenbeatmung gut funktioniert, müssen – meiner persönlichen Erfahrungen nach – verschiedene Voraussetzungen geschaffen werden. Ein ganz wesentliches Element ist dabei Vertrauen. Mann verdrängt es ganz gerne mal oder vergisst es, wenn man nicht täglich damit zu tun hat. Aber unterm Strich ist die Beatmung für mich lebensnotwendig. Ohne Beatmung, kein Patrick.

Damit einher geht der völlige Steuerungs- und Kontrollverlust über den eigenen Körper. Bis auf meine Augenpartie , Nase sowie Teile der Wangen und meines Kiefers habe ich bereits die Beherrschung meiner physischen Selbst verloren.

Das bedeutet für mich in der Praxis, das ich mein Leben in die Hände meiner Pflege*innen lege.

Während die einen das viel zu genau nehmen und aus jeder Mücke einen ärztlichen Notfall machen, sind sich manch andere nicht bewusst, welche Tragweite deren Handlungen haben und noch haben könnten, wenn wir mal nicht so unsäglich großes Glück haben. Oft genug hat beispielsweise ein Klettverschluss einer meiner Masken versagt. Bisher war Hilfe schnell genug bei mir, um mir die Maske so schnell es geht wenigstens schon mal wieder ans Gesicht zu halten, damit ich Luft schnappen kann. Aber was passiert, wenn sich der Pfleger selbst ins Delirium geschossen hat?

Da hilft es auch nicht mehr, mir gebetsmühlenartig zu erzählen, dass es nie wieder vorkommt. Das lässt sich nicht schönreden. Vertrauen baut man so jedenfalls nicht auf. Vertrauen muss man sich verdienen.

Und da läuft alles zusammen. Es gibt halt ein paar Dinge, die eher grundsätzlicher Natur sind und sich leider auch auf viele wichtige Handgriffe mehr oder weniger direkt auswirken.

  • So finde ich es schwierig, wenn mir ein Pfleger sagt, er sei noch nicht wieder gesund und er brauche ja so dringend Urlaub. Das ist genau so, wie mir zu sagen „Mach dir keine Sorgen, ich kann arbeiten.“. Wenn das so wäre, müsstest du mir das nicht ständig sagen. Und du sollst mich also nachts absaugen und für die korrekte Beatmung meiner Lunge sorgen, was ja mal ungefähr nur potentiell lebensbedrohliche Arbeiten sind. Äußerst vertrauenserweckend.

    Wiederholtes Stichwort: Panikattacke. Die letzte übrigens heute Nacht um vier gehabt. Beziehungsweise knapp dran vorbeigeschlittert.

  • Ich weiß auch nicht so recht zu bewerten, dass die letzte Flasche Schmerzmittel mehr von meinen Pflegern verwendet wurde als von mir, weil mehrere so oft Kopfschmerzen haben.

  • Die Krönig sind dabei die Kollegen, die ankommen, rauchen, trinken und sich dann erstmal „kurz hinlegen müssen“, weil sie sonst ihre Migräne umbringt. Dass mein traumhafter Balkon dabei total versifft, weil nie sauber gemacht wird, tritt da glatt in den Hintergrund.

    In meinen 43 Lebensjahren habe ich nicht so viele Menschen mit Migräne kennengelernt wie bei meinem jetzigen Pflegedienst. Mag alles sein, aber wenn ein Pfleger wegen eigener Krankheit nicht mehr einmal selbst aufstehen kann wenn ich Alarm auslöse, dann darf er nicht bei mir arbeiten. So einfach ist das. Bitter für ihn, aber nicht meine Baustelle, tut mich echt sorry.

    Mindestens zwei PflegerInnen schon erzählten mir von deren so unerträglich starken Migräne, so heftig, dass selbst die stärksten Medikamente der Welt nicht dagegen helfen würden. Was ist das nur, dass nur die schlimmsten der schlimmen Erkrankungen gerade so schlimm genug für euch sind? Sie nähmen jedenfalls so starke Medikamente, die stärksten weltweit, da sind sie dann immer 20-30 Minuten wie im Koma. Ich müsse Verständnis dafür haben.

    Äh, nee? Muss ich nicht. Ich muss Kacken und Sterben. Alles andere ist optional.

  • Mir wurde mal von einem Pfleger gesagt, ich hätte eine falsche Vorstellung des Berufs. Weil wenn jemand für meine Firma arbeitet, extra Kohle und super viele freie Tage wegen 12 Stunden Schichten erhält, dann noch bis zu 100% Nachtzuschlag und auch noch Wochenendzuschlag… f**k me, dann wird in der Zeit auch gearbeitet und nicht geschlafen. So läuft das zumindest in meinen Firmen.

    In der Pflege sei das anders. Da müsse man froh sein, wenn die Leute überhaupt zum Dienst erschienen. Diese Einschätzung teile ich nicht, da habe ich eine andere Ursachentheorie aber gut, was weiß ich schon.

  • Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Pflegekräfte um 23 Uhr zum dritten Nachtdienst in Folge bei mir erscheinen und mir gleich mal erklären, dass sie keine Zeit hatten, zwischenzeitlich zu schlafen. Das würde ich in meiner eigenen Firma schon nicht zulassen, weil es fahrlässig ist. In der Intensivpflege von heimbeatmeten Patienten gleich dreimal nicht.

  • Es ist außerdem total hirnverbrannt, zu behaupten, dass zwei Nebenjobs keine Auswirkung haben auf den Vollzeitjob. Da kann sich jeder einreden, was ihn glücklich macht. Aber das ist bs.

  • Die Themen Schulung, Teambesprechung, Übergabe, … okay, ich höre ja schon auf.

    Wäre trotzdem schön, wenn wenigstens mein Medikamentenplan eingehalten werden würde. Alleine in den letzten sieben (!) Tagen habe ich fälschlicherweise Antibiotikum bekommen, dafür wurden Weichmacher und Abführmittel vergessen (weshalb ich jetzt um 23 Uhr noch immer versuche, nur mit Zäpfchen abzuführen… Ich habe die falsche Inhalationslösung bekommen, habe einen Vormittag ohne Befeuchtung auskommen müssen weil es vergessen wurde, ach ja, und ich hatte mich schon gewundert, wieso wir beim Aufkleben des letzten Scopolamin Pflasters zweimal meinen Kopf drehen mussten. Hab mir nichts dabei gedacht. Ich wär im Leben nicht drauf gekommen, dass man mir zwei Pflaster aufgeklebt hat. Nicht, dass eine Überdosis krasse Nebenwirkungen hätte, die ich die letzten Nächte hatte, ohne von den zwei Pflastern zu wissen.

Ich finds echt scheiße, dass ich hier nur noch am Motzen bin. Es gibt halt leider wenig Positives zu erzählen.

Was soll man dazu denn noch sagen? IIch bin darüber… traurig ist ein Wort, das es noch am besten beschreibt. Mein gesamter Freudes- und Familienkreis ist wohl eher entsetzt und wütend.

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