Eigentlich gehörst du dafür geschlagen
Frühere Ausgaben
Woche 27: Wozu Antibiose
Woche 26: Eingewachsener Nagel
Woche 25: Maskendrama
Woche 24: Pfleger*innens Diagnosee
Woche 23: Pflegebeauftragte
Woche 20: MDK Gutachterin
Woche 19: Pflegedienst
Straffer Zeitplan die vergangenen Tage. Ganz besonders hat mich gefreut, Phil und Nick, der nach China ausgewandert ist, nach wohl über zehn Jahren endlich mal wiederzusehen. Auch der Besuch von Diana hat mich gefreut. Als wir uns das letzte Mal sahen konnte ich noch mit Ach und Krach die Treppe hochkraxeln. Rückwärts im Sitzen, mit den Händen, aber es ging.
Und auch sonst gab es genug zu tun. Viel Zeit verplempert habe ich mit wenig erfolgreichen Versuchen, die Erstellung meines Pflegehandbuchs zu automatisieren. Alles untauglich, was es an fertigen Lösungen gibt. Es läuft wohl mal wieder darauf hinaus, dass ich es selber machen muss.
Sehr beschäftigt hat mich diese Woche ein Satz, den ich so jetzt schon zum dritten Mal von Pfleger*innen gehört habe. Eine/r/s beim letzten Pflegedienst, zwei beim jetzigen. Ob mit Kind, konkreter Planung oder verkapptem Kinderwunsch scheint keinen Unterschied zu machen. Ich darf zitieren:
„Was nach mir mit der Erde passiert ist mir wirklich egal.“
Aussage von dreien meiner Pfleger*innen
Warum nur beschäftigt mich das so? Nehme ich es mir zu sehr zu Herzen? Sollte ich das alles lockerer sehen? Nein. Ganz sicher nicht. Das wäre genau die Einstellung, die uns überhaupt erst da hingebracht hat, wo wir heute stehen. Am Rande der Auslöschung allen Lebens auf der Erde wie wir es kennen. Wie kann man so krass stur sein zu glauben, dass es hier um uns geht?
Ich bin bekanntlich überzeugt, dass es keinen „Gott“ gibt und selbst wenn, dann würde der menschliche Verstand nicht in der Lage sein, Gott zu begreifen. Aber ihr, die diesen Spruch raushaut, ihr seid doch alle gläubig. Ist es nicht der größte Widerspruch, das Lebenswerk eures eigenen Schöpfers sinnlos kaputtzumachen? Für mich scheiße genug für Platz sieben.
Überhaupt erst drauf gekommen sind wir – wie üblich – über das, womit ich eben einen großen Teil meines Tages verbringe. Recherchieren, Lesen, Nachdenken. Diese Woche ganz konkret während meiner Recherche zu Nestlé. Es würde mich echt freuen, wenn du da mal rein schaust. Es ist wirklich brisant. Man muss kein Klimaaktivist zu sein, um da Gänsehaut zu kriegen:
- Veganisier mein Leben: Nestlé
- Nestlé und das Wasser in Plastikflaschen
- Nestlé und die Tierversuche
- Nestlé und das Artensterben
?
- Mich abdecken, mich komplett nackt ausziehen und im Bett mit Flächendesinfektion „reinigen“, mich dann auch noch von Kopf bis Fuß einzuseifen. Und mich zwei Stunden frieren lassen, bis man die Wäsche fertig hat. Mehr dazu? Findest du hier: Grundpflege
- Jetzt habe ich Gewissheit. Meine über alles geliebte Schwester ist zu Besuch. Und macht Fotos von meiner Maske, und zwar jedes Mal, wenn einer meiner Pfleger behauptet, das Band hinten ist schon hinter den Ohren- Es ginge nicht höher. Ich irrte mich, habe Wahrnehmungsstörungen, bilde mir das nur ein. Die Fotos jedoch bezeugen das Gegenteil.
- Das hätte böse ins Auge gehen können. Wir hatten Glück im Unglück. Muss eigentlich erst jemand sterben, damit – vielleicht – etwas passiert? Mein Arzt ist überzeugt, ich hätte schon ganze zwei Tage früher fieberfrei sein müssen. Nach drei Tagen Antibiotikum, Paracetamol, Ibu 600 und Novalgin muss die Körpertemperatur dauerhaft runtegehen.
Wie so oft sollte mein Arzt auch damit Recht behalten. Sogar nach einem Tag schon ging das Fieber dauerhaft merklich runter. Nach zwei Tagen ist es praktisch weg. Nur muss man mir das Antibiotikum halt auch geben. Diese Info ging leider unter, weil es mangels klarer Vorgabe der Leitung keine Dokumentation gibt und mangels ernstzunehmender Kontrolle jede/r/s macht, wie für sinnvoll erachtet. Und weil keine Übergabe erfolgte. Weil Pfleger*in A immer zu spät kommt und drauf scheißt. Und Pfleger*in B deshalb die beleidigte Leberwurst spielt wie ein Kleinkind. Nicht mehr mir A redet. In der Folge bekommt der Patient mal die doppelte Menge oder wie hier gar kein Antibiotikum. Nicht falsch verstehen, klar passieren in der Pflege Fehler. Mir will keiner was Böses. Aber das hier darf nicht passieren.
Es passiert aber. Zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen, weshalb es auf Podiumsplatz 3 einsteigt.
Den ganzen Bericht findest du hier.
- Du erinnerst dich noch an meine Nagelfalzentzündung? Gefühlt Monate her ist das. Während des letzten Besuchs meiner Schwester in Deutschland war das. Und die kommt mich – Yippieh! ? – nächste Woche wieder besuchen. Die wird Augen machen, wenn sie das kommende Woche sieht. War schließlich fast besser, nachdem mein Arzt sagte, bitte nix drauftun. Einfach nur desinfizieren und in Ruhe lassen. Ähm, in Ruhe lassen und dem Arzt vertrauen, das können meine Pfleger nicht. Also abgesehen von der Sorte, die sogar nach expliziter Aufforstung kaum der Bitte nachkommt, mich nachts ordentlich zu lagern.
Story folgt. Kleiner Teaser. Pflger*in A hat selbständig beschlossen, das nicht mehr desinfiziert wird. Äh Moment? Ja, derselbe Pfleger hat auch grad Eiter rausgedrückt. Da passieren so weirde Sachen, seitdem er tagelang völlig erschöpft und überhaupt nicht aufnahmeföhig von seinem PDl zum Dienst bei mir gezwungen wurde. Ich glaube wirklich – also wirklich wirklich – er hat Post-COVID. Pfleger*in B hat, ohne Anordnung und ohne mich zu Fragen, Lavanid draufgeschmiert. Pfleger*in C hat dran rumgepult. Pfleger*in D hat Kruste entfernt, obwohl der Arzt extra sagte, dass wir genau das nicht tun dürfen. Pfleger*in E erzählt mir, das alles super verheilt ist und ich meinem Arzt nichts davon sagen soll. Dass ich angeblich Schmerzen habe kann eigentlich nicht sein.
Ich informiere meine Pfleger*Iinnen und informiere trotzdem meinen Arzt. Er kommt umgehend vorbei. Erneute Entzündung. Eiter. Blut. Irgendwelche verunreinigten Salbenrest. Abstrich aus der Haut entnommen und ans Labor geschickt. Danke auch. Ans ganze Team.
- Dem Überraschungsbesuch, der mit eigenem Schlüssel am Samstagmorgen die Wohnung betritt, eines der wohl unglaubwürdigsten Ammenmärchen auftischen, das ich je gehört habe. Die Büchse Jackie Cola hat selbstverständlich nicht er getrunken. Die hat – Zitat – irgend so ein vollkommen retardierter in den Müll geworfen und jetzt riecht die ganze Wohnung danach. Er hat sie aus dem Müll geholt um sie auszuspülen. Mehr dazu? Findest du hier: Der gefühllose Kranke.
- Diskussion mit einer Pflegekraft darüber, ob es sich tatsächlich um eine Nagelfalzentzündung handelt, wie es mein Arzt behauptet. Sie ist da nämlich anderer Meinung. Wenn es nach ihr geht, muss ich mir sofort eine neue Fußpflegerin besorgen. Meine hat nämlich sehr schlecht gearbeitet und nicht einmal etwas gegen den eingewachsenen Nagel getan. Wie sie das besser beurteilen kann als mein Arzt, der bereits zweimal die Verletzung mit Skalpell und Co. untersucht hat? (Übrigens nachzulesen hier und hier.) Weil sie das Problem auch hat. Ach, Leute, ihr gehts mir echt auf den Sack.
- Aussage von dreien meiner Pfleger*innen dazu, was sie von Nachhaltigkeit und Naturschutz halten. „Was nach mir mit der Erde passiert ist mir wirklich egal.“
- „Ich muss jetzt einen kleinen Whisky von dir trinken.“ (sagte er, ignorierte mein Dimenti und leerte die Flasche bis zum Dienstende) Mehr dazu? Findest du hier: Inventur Olé
- Mich über eine Stunde in der Scheiße liegen lassen, weil Nachtdienst kurz auf knapp kommt und so gestresst ist, dass der eigene Kaffee wichtiger ist. Dabei hätte ich so gerne die Zeit genutzt um mich sauber zu machen, weil meine drei Freunde, die zu Besuch sind, grad im Esszimmer dinieren. Muss ja echt nicht sein, dass man mir den Arsch abwischt, wenn meine Freunde daneben sitzen. Mehr dazu? Findest du hier: Schichtlein, wechsel dich.
- Eine Spritze mit trüber Flüssigkeit gefüllt beim Waschbecken finden und mir über die PEG geben zu wollen, ohne zu wissen, ob das eine Tablette, Putzmittel oder sonstwas ist.