Eigentlich gehörst du dafür geschlagen

Ich bin untröstlich. Was soll ich sagen? Führe ich die Hit-Liste wieder ein? Klares jein. Ich konzentriere mich lieber auf andere Dinge. Der Medikamentenplan wurde nun doch wieder mir zugespielt. Nach weiteren och, frag nicht, wie vielen Feedbackrunden und Mitwirkenden, haben wir… tadaa, noch immer keinen fehlerfreien Plan. Völlig absurd, jetzt steht schon wieder Vitamin B12 drauf. Das hatte ich in meinem gesamten Leben noch nie verordnet bekommen. Im Gegenteil. Eine Wunderheilerin, nein, Heilpraktikerin mit Scientologen-Diagnostik (Bioresonanztherapie, der größte Humbug seit Homöopathie), stellte entgegen der Schulmedizin fest, dass ich kein ALS hätte sondern unter anderem einen B12-Mangel. Als neugierig wissenschaftlich Interessierter habe ich auch diesen Mumpitz gutgläubig ausprobiert. Als beim nächsten Kontrolltermin im Friedrich-Baur-Institut festgestellt wurde, dass ich besorgniserregend erhöhte B12 Werte hatte, habe ich die überteuerten Brausetabletten wieder abgesetzt. Wunderheilung hin oder her, damit ist nicht zu spaßen.

Manche Substanzen wie beispielsweise Vitamin C kannst du nehmen, so viel du willst. Macht höchstens teures Pipi. Aber Vitamin B12 wirkt in höheren Dosen neurotoxisch. Es schädigt dem Nervensystem und führt zu Nervenkrankheiten. Also genau das, was wir eigentlich bekämpfen wollen.

Damals war ich noch leidenschaftlicher Fischesser und auch ein Stück Fleisch verirrte sich selten, aber eben doch auf meinen Teller. Zum Frühstück halbgares Rührei mit Käse oder wenn es schnell gehen musste zwei Kas Kas Semmeln (für die nicht Münchner: knusprig gebackener Leberkäse-mit-Unmengen-zartschmelzenden-Allgäuer-Emmentaler-im-Brät im Brötchen), eher die Regel denn die Ausnahme. Woher auch hätte ich bitte an B12-Mangel leiden sollen? Es ist zwar ein essentielles Vitamin, der Körper kann es nicht selbst herstellen. Aber man findet es in Fisch, Eiern, Muscheln und in Fleisch. An die Skeptiker, übrigens auch in Nori und anderen Algen. Man kann sich problemlos auch vegan ernähren, ohne einen Mangel an B12 befürchten zu müssen. So, lange Rede, der Scheiß hat nichts auf dem Ernährungsplan eines ALS-Patienten zu suchen. Wieso mein Pflegedienst das immer wieder und wieder und wieder draufschreibt, das wissen die Jungs und Mädels und Divers wohl selbst nicht. Schlussendlich ist es deshalb jetzt wieder bei mir gelandet. Was eine Ironie. Ausgerechnet bei dem, der sich einen Dreck darum kümmert, was verordnet ist. Als ob ich ein Kleinkind wäre, das nicht in der Lage ist, selber zu entscheiden, ob es ein Schmerzmittel nehmen möchte oder nicht.

Wozu die Mühe? Angeblich interessiert sich der MDK nur für die Doku. Deshalb ist die so wichtig. Ob Handzeichen in der Tageskurve gefälscht wurden und der Patient in Wahrheit gar nicht so versorgt wie geschrieben, das prüft angeblich niemand. Ich sage nicht, dass hier regelmäßig vordatiert wird, aber vielleicht ist das bei einem meiner vielen Pflegedienste schon mal vorgekommen. Damit man schön am Ersten gleich abrechnen kann oder einfach aus Faulheit. Zu dumm, wenn der Patient seinen Pfleger Pfleger nachts rausschmeisst, weil der in jedem Dienst schläft und die Glocke nicht hört. Und der seine Handzeichen für die nächsten Stunden ausradieren möchte, der Patient aber leider schon die Originale hat verschwinden lassen. Just in case. Man weiß ja nie.

Neben dem Medikamentenplan gibt’s noch mehr als genug weitere Baustellen, die mich beschäftigen. Der Tagesablaufplan, die Überarbeitung meiner Pflegeanleitung, viel technische Spielereien hinter meinem Blog, die ich für meinen Geburtstag dieses Jahr brauche und die in diesem Moment bestenfalls als dysfunktional bezeichnet werden können. Ganz nebenbei wäre es langsam an der Zeit, mal wieder einen Businessplan zu schreiben. Es gibt immer was zu tun.

Und die Hit-Liste? Keine Zeit war schon immer eine Ausrede für keine Lust. Ja. Keine Lust. Keine Lust, mich aufzuregen. Es gibt Wichtigeres zu tun. Als kleiner Reminder für alle, die sich jetzt angesprochen fühlen, aber nötig und sinnvoll. Alles wird gut. Irgendwann. Dann.

Gehabts euch wohl und bleibts gsund.

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  1. Mich abdecken, mich komplett nackt ausziehen und im Bett mit Flächendesinfektion „reinigen“, mich dann auch noch von Kopf bis Fuß einzuseifen. Und mich zwei Stunden frieren lassen, bis man die Wäsche fertig hat. Mehr dazu? Findest du hier: Grundpflege


  2. Jetzt habe ich Gewissheit. Meine über alles geliebte Schwester ist zu Besuch. Und macht Fotos von meiner Maske, und zwar jedes Mal, wenn einer meiner Pfleger behauptet, das Band hinten ist schon hinter den Ohren- Es ginge nicht höher. Ich irrte mich, habe Wahrnehmungsstörungen, bilde mir das nur ein. Die Fotos jedoch bezeugen das Gegenteil. Nachzulesen hier.


  3. „Die Neue, die alles besser wusste, aber nichts davon konnte. Die jeden Dienst damit begann, zu erläutern, wieso sie auch heute nicht arbeiten könne. Stattdessen verbrachte sie die Zeit lieber mit Kaffee, Kippe und privaten Telefonaten auf meinem Balkon. Wie sie es schon bei der ersten Einarbeitung tat. Die zweite verweigerte sie wie Doku und Pflege-Anleitung gleicht ganz. Nachzulesen hier. Und hier. Hier auch. Und den hier haben wir noch.


  4. Das hätte böse ins Auge gehen können. Wir hatten Glück im Unglück. Muss eigentlich erst jemand sterben, damit – vielleicht – etwas passiert? Mein Arzt ist überzeugt, ich hätte schon ganze zwei Tage früher fieberfrei sein müssen. Nach drei Tagen Antibiotikum, Paracetamol, Ibu 600 und Novalgin muss die Körpertemperatur dauerhaft runtegehen.

    Wie so oft sollte mein Arzt auch damit Recht behalten. Sogar nach einem Tag schon ging das Fieber dauerhaft merklich runter. Nach zwei Tagen ist es praktisch weg. Nur muss man mir das Antibiotikum halt auch geben. Diese Info ging leider unter, weil es mangels klarer Vorgabe der Leitung keine Dokumentation gibt und mangels ernstzunehmender Kontrolle jede/r/s macht, wie für sinnvoll erachtet. Und weil keine Übergabe erfolgte. Weil Pfleger*in A immer zu spät kommt und drauf scheißt. Und Pfleger*in B deshalb die beleidigte Leberwurst spielt wie ein Kleinkind. Nicht mehr mir A redet. In der Folge bekommt der Patient mal die doppelte Menge oder wie hier gar kein Antibiotikum. Nicht falsch verstehen, klar passieren in der Pflege Fehler. Mir will keiner was Böses. Aber das hier darf nicht passieren.

    Es passiert aber. Zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen, weshalb es auf Podiumsplatz 3 einsteigt.

    Den ganzen Bericht findest du hier.


  5. Du erinnerst dich noch an meine Nagelfalzentzündung? Gefühlt Monate her ist das. Während des letzten Besuchs meiner Schwester in Deutschland war das. Und die kommt mich – Yippieh! ? – nächste Woche wieder besuchen. Die wird Augen machen, wenn sie das kommende Woche sieht. War schließlich fast besser, nachdem mein Arzt sagte, bitte nix drauftun. Einfach nur desinfizieren und in Ruhe lassen. Ähm, in Ruhe lassen und dem Arzt vertrauen, das können meine Pfleger nicht. Also abgesehen von der Sorte, die sogar nach expliziter Aufforstung kaum der Bitte nachkommt, mich nachts ordentlich zu lagern.

    Story folgt. Kleiner Teaser. Pflger*in A hat selbständig beschlossen, das nicht mehr desinfiziert wird. Äh Moment? Ja, derselbe Pfleger hat auch grad Eiter rausgedrückt. Da passieren so weirde Sachen, seitdem er tagelang völlig erschöpft und überhaupt nicht aufnahmeföhig von seinem PDl zum Dienst bei mir gezwungen wurde. Ich glaube wirklich – also wirklich wirklich – er hat Post-COVID. Pfleger*in B hat, ohne Anordnung und ohne mich zu Fragen, Lavanid draufgeschmiert. Pfleger*in C hat dran rumgepult. Pfleger*in D hat Kruste entfernt, obwohl der Arzt extra sagte, dass wir genau das nicht tun dürfen. Pfleger*in E erzählt mir, das alles super verheilt ist und ich meinem Arzt nichts davon sagen soll. Dass ich angeblich Schmerzen habe kann eigentlich nicht sein.

    Ich informiere meine Pfleger*Iinnen und informiere trotzdem meinen Arzt. Er kommt umgehend vorbei. Erneute Entzündung. Eiter. Blut. Irgendwelche verunreinigten Salbenrest. Abstrich aus der Haut entnommen und ans Labor geschickt. Danke auch. Ans ganze Team.


  6. Dem Überraschungsbesuch, der mit eigenem Schlüssel am Samstagmorgen die Wohnung betritt, eines der wohl unglaubwürdigsten Ammenmärchen auftischen, das ich je gehört habe. Die Büchse Jackie Cola hat selbstverständlich nicht er getrunken. Die hat – Zitat – irgend so ein vollkommen retardierter in den Müll geworfen und jetzt riecht die ganze Wohnung danach. Er hat sie aus dem Müll geholt um sie auszuspülen. Mehr dazu? Findest du hier: Der gefühllose Kranke.


  7. Der Pfleger, der unverbesserlich ist. Sich trotz Beweisfotos nicht davon überzeugen lässt, dass zu straff gespannte Bänder Schmerzen verursachen. Mit dem Resultat, dass ich einen Grad 1 Dekubitus hinterm Ohr erleide. Ausgerechnet unter dem Band der Beatmungsmaske. Einer Stelle, an der Wunden ganz besonders gut heilen. Foto gefällig? Findest du im ausführlichen Bericht dazu genau hier.


  8. Der Pfleger, der über die wundersame Spontanheilung meines Zehs wusste, als ich es noch nicht einmal bemerkt hatte. Und er meinen Arzt informierte, obwohl er sich weder den Zeh angesehen hatte noch mich nach meinem Befinden fragte. Denn hätte er das getan, hätte er gewusst, dass die Schmerzen nicht besser sondern allenfalls schlimmer wurden. Nachzulesen hier: Seine 7. Worte


  9. Diskussion mit einer Pflegekraft darüber, ob es sich tatsächlich um eine Nagelfalzentzündung handelt, wie es mein Arzt behauptet. Sie ist da nämlich anderer Meinung. Wenn es nach ihr geht, muss ich mir sofort eine neue Fußpflegerin besorgen. Meine hat nämlich sehr schlecht gearbeitet und nicht einmal etwas gegen den eingewachsenen Nagel getan. Wie sie das besser beurteilen kann als mein Arzt, der bereits zweimal die Verletzung mit Skalpell und Co. untersucht hat? (Übrigens nachzulesen hier und hier.) Weil sie das Problem auch hat. Ach, Leute, ihr gehts mir echt auf den Sack.


  10. Aussage von dreien meiner Pfleger*innen dazu, was sie von Nachhaltigkeit und Naturschutz halten. „Was nach mir mit der Erde passiert ist mir wirklich egal.“